Eine ganze Strecke lang war unser Augen- und Ohrenmerk von den Griechen beherrscht. Alle waren damit beschäftigt, hunderttausende Schreiberlinge und Quasselmeister. Sind sie noch zu retten diese Sonderlinge im Süden, deren Vertreter keine Schlipse mehr trugen, statt dessen Vorschläge machten wie Europa gerechter für alle, auch die kleinen Malocher, also das Fußvolk der Arbeitenden eingerichtet werden könnte. Da sei Gott dafür, dachten die feinen Herrschaften, die in den feinen Zirkeln der Macht und des Gelds, da käme ja der Gottseibeiuns ins Land, wenn nicht gar der Kommunismus. Also wogte das Geschrei hin und her.
Aber irgendwie war das Thema irgendwann aufgebraucht, es war abgelatscht. Unsre Aufmerksamkeit brauchte etwas Neues. Ui, da sprangen die Amis und die Nato mit einem neuen Knüller ein. Wie wär’s, wenn wir die Ukrainer aufmischen? Die wollen doch sicher in die Nato, auch wenn wir mal versprochen hatten, diesen Tort dem Osten, sprich, den Russen, nie anzutun. Was soll’s, die fetten faschistoiden Oligarchen wollen lieber ihre korrupten Geschäfte unter der Protektion der Nato im Westen betreiben statt im Osten. Das ist doch verständlich. Also warfen sich unsre Schreiberlinge und Quasseler auf ein neues Thema: Die bösen Russen (die dusseligerweise ihre urrussische Krim mal in den Westen hatten rutschen lassen, sie holten sie nun wieder zurück. Ohoh, wie gemein!), sie haben etwas dagegen, wenn die gutwillige Nato, der gutwillige Westen sie militärisch umzingelt, sie nicht nur in den Schwitzkasten sondern in die Zange nimmt. Und das nur des lieben Friedens willen, versteht sich.
Zeichnung: Rolf Hannes
Aber auch dieses Thema war irgendwann überstrapaziert und fing an zu langweilen. Da brachte uns das Schicksal die Erlösung in einem dramatischen Thema: Flüchtlinge. Ganzganz neu, niemand hätte es für möglich gehalten. Die Amis (das heißt: nicht die nordamerikanische Bevölkerung, aber deren Finanz- und Wirtschaftselite, die an nichts mehr verdient, als an Kriegen), sie wußten und wissen es ganz genau. Sie haben die Welt in die Kriege geritten, in Afghanistan, im Irak, in Syrien. Und sie hat sie in das Schlamassel der Flüchtlinge geritten, die eine Folge der Kriege sind. Weit weg davon auf der andern Seite des Atlantiks, kann sie zuschauen wie Europa darin ersäuft.
Unsre politische Bühne hat fürs erste ausgesorgt. Das Stück wird noch lange laufen. In immer wieder neuen Inszenierungen wird es uns lange beschäftigen.
Danke für die klaren Worte, die tun richtig gut, lieber Rolf Hannes. Grüße von Heide Floor