Wie die kleinen Leute die Reichen mitfinanzieren

Wie die kleinen Leute die Reichen mitfinanzieren

Zeichnung: Rolf Hannes

In der Stadtbibliothek Freiburgs hatte ich vor Jahren eine für mich sehr erhellende Begegnung. Kürzlich hatte sie, die bislang alle Bücher kostenlos auslieh, eine Gebühr erhoben: 15 € fürs Jahr.

In der Halle stand ein Mann vor einer der Bibliothekarinnen, und sehr erregt sagte er zu ihr: Es ist ja nicht nur die Bibliothek, die jetzt Geld haben will, es wird ja alles teurer. Sehen Sie, ich habe 3 Kinder, die alle drei studieren. Was mich das kostet.

Ich wandte mich ihm zu, und ich hörte mich sagen: Wenn drei ihrer Kinder studieren, werden Sie ja mit einer gehörigen Summe vom Staat subventioniert. Sie kriegen einen Haufen Geld geschenkt, meine ich.

Der Herr maß mich mit einem strafenden Blick. Die Bibliothekarin wandte sich ab. Sie wollte nichts mit dieser Wahrheit zu tun haben. Und dann sagte ich noch: Wenn eins ihrer Kinder Medizin studiert, macht das allein einige Hunderttausend.

Dieser bessere Herr (vielleicht wohnt er in einer Villa mit kostbaren Möbeln und Bildern), schaute mich an, sah meine zerfranste Hose aus dem Augenwinkel und erboste sich: Halten Sie den Mund, was geht das Sie an.

Warum fällt mir heute dieser Sketch ein? Er fällt mir ein, weil alle Studiengebühren abgeschafft wurden. Dazu schreibt der münchner Bildungsökonom Ludger Wößmann: Wer von akademischer Bildung persönlich profitiert, sollte zumindest einen Teil der Kosten mittragen. Studierende sind meist die Besserverdienenden von morgen.

Jan Friedmann, der Wößmann zitiert, schreibt dazu: Wenn Universitäten komplett aus Steuermitteln finanziert werden, bezahlt die Krankenschwester das Studium der Tochter des Chefarzts mit.

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