Vom schwarzen Block

Ein Gastbeitrag von Steffen Meltzer

Lockdown: Vom schwarzen Block zur schwarzen Pädagogik zum schwarzen Tod

Ab Mittwoch, dem 19.1.2022, hat mir mein Oberbürgermeister Schubert (SPD) Stubenarrest aufgebrummt. Der darf seine Hände in Unschuld waschen und auf die Corona-Landesregeln verweisen. „Ungeimpfte“ (ich bin doch gegen alles Mögliche geimpft) dürfen dann von 22:00 bis 6:00 Uhr des kommenden Tages nicht mehr das Haus verlassen.

Als ordentlicher deutscher Bürger mit einer guten Kinderstube halte ich mich selbstverständlich an das Grundgesetz. Menschen reagieren auf ungebetene Bevormundungen unterschiedlich. Manche schert es nicht, einige bemühen dagegen ein gerichtliches Eilverfahren, andere organisieren sich und gehen zum Protest auf die Straße. Die Politik hat selbst dafür gesorgt, dass das Vertrauen durch fragwürdige Zahlenspiele nachhaltig beschädigt wurde.

Der interessierte Einwohner kommt ohne den aktuellen Tagesbefehl und die Parole tagsüber nicht einmal am Wachposten eines Ladeneingangs vorbei. Streng verboten ist auch, als Ungepikster einen Figaro aufzusuchen oder Schuhe einzukaufen. Ich habe schon beim letzten Lockdown mit komplett geschlossenen Friseurläden gestaunt, wie viele TV-Politiker eine perfekt haareschneidende Ehefrau haben. Oder erfolgte eine Blitzscheidung für die Liaison mit einer Friseuse?

Die Antifa als neues Vollzugsorgan

Nun gut. Ich bin ein wenig abgeschweift. Mit dem Straßen- und Wegeverbot ab 22:00 Uhr sagen sich in Potsdam vor allem Fuchs und Hase gute Nacht. Wer Glück hat, entdeckt noch einen hungrigen Waschbären, der aus seiner Winterruhe aufgewacht ist. Dann werden in der kleinen Provinzhauptstadt mit den großen Ansprüchen die Bürgersteige hochgeklappt. Wo will der Potsdamer zu solch später noch Stunde hin? Zum Hauptbahnhof? Besser nicht, willst du in einem Kriminalitätsschwerpunkt keine unnötigen Risiken eingehen. In den Kneipen herrscht durch die 2G-plus-Regel annähernd Totentanz. Das Nachtleben findet hier vor dem Späti mit einer zeitgemäßen Flasche Corona-Bier in der Hand statt. Im grünen Linkenviertel patrouilliert zu später Stunde nur noch die Antifa durch die Gassen. Daraus können sich interessante Diskussionen entspinnen. Vor allem, wenn man sich erst kräftig gegenseitig die Meinung an den Kopf knallt, sich irgendwie doch noch verständigt und zufälligerweise hören kann, in welchen illegalen Kneipen sich die Hilfstruppe anschließend  kräftig die Kante gibt. Diese Parallelwelt funktioniert, „man“ lässt großzügig gewähren. Sie nutzen ihre Freiräume, die andere nicht erhalten. Die Corona-Ansteckungsgefahr fällt in der Zeit der Besäufnisse und des Kiffens aus. Eine Gefahr droht jedoch, mit dem zunehmenden Alkohol- und Tetrahydrocannabinol-Gehalt im Blut gerät die Weltrevolution ins Wanken. Die „antifaschistische“ Eingreiftruppe muss in aller Hergottsfrühe, genauer gesagt am späten Nachmittag, wieder fit sein. Dann wird man erneut versuchen, zusammen mit der bunten „Zivilgesellschaft“ die Corona-Kritiker aus der Stadtmitte zu vertreiben. Eine ganze Straße absperren – wie die richtige Polizei – klappt schon ganz gut. Abends wird wieder ausgiebig gefeiert. Alle sind vorbildlich und pharmafreundlich im Sinne der kapitalistischen Multis, die man einst bekämpft hat, geimpft.

Überall Nazis! Da nützt es auch wenig, wenn Innenstaatssekretär Uwe Schüler (CDU) im Innenausschuss des Landtags darauf hinweist: „Das bürgerliche Spektrum geht momentan auf die Straße“. Egal, was sind schon Fakten, wenn nur noch Haltung und woke Gefühle zählen? Macht sich das Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ angreifbar, wenn es ständig mit Linksextremisten gemeinsam gegen die Corona-Proteste demonstriert? Der Fakt wurde bisher nirgends kritisch erwähnt, aber wehe ein einziger Rechter ist unter den friedlichen Corona-Demonstranten.

Die Maßnahmen sind schwarz wie die Pest

Ich komme zum Endspurt: Unter schwarzer Pädagogik wird eine Erziehung verstanden, die darauf ausgerichtet ist, den Willen eines Kindes zu brechen, um es zu einem gehorsamen Menschen zu trimmen. Sie nimmt ihren Ausgangspunkt in der repressiven Pädagogik am Ende des 19. Jahrhunderts. Lange Leitung: Die Zeitspanne ist offensichtlich immer noch viel zu kurz, damit Politiker daraus lernen könnten. Da helfen auch keine wohlfeilen Wortmanipulationen für den neuen-alten Lockdown. Die verordnete Bezeichnung Ausgangsbeschränkung ist nichts anderes als eine knallharte Ausgangssperre für ausgesuchte Teile der Bevölkerung. Ähnlich der Impfpflicht, die in Wirklichkeit ein Impfzwang ist.

Ich darf als getesteter und gesunder Zeitgenosse nicht mehr rund um die Uhr frei über mich selbst verfügen, währenddessen doppelt Geimpfte Omikron und Delta verteilen dürfen. Diese „Logik“ verstehe, wer will, außer sie soll an die Nadel nötigen. Klar ist für mich jedoch auch, dass man mit dieser Destruktion gegenüber mündigen Bürgern nichts erreichen wird. Nullkommanix, außer Proteste. Erwachsene sind für einige Politiker, die beispielsweise mit ihrem Privatleben Schwierigkeiten haben, wie kleine Kinder, die man zu ihrem „Glück“ zwingen muss. Das müssen wir leider ausfallen lassen. Ich vermisse dagegen generell eine moderne, langfristige und lageangepasste Strategie zur Bewältigung von Pandemien und Katastrophen. Mit dem erneuten Lockdown bleiben wir geistig im Mittelalter der Pest-Epidemie stecken.

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