Vom Lesen

Die Anzahl der Bücher, die ich nicht lese, übersteigt bei weitem die, die ich lese. Nicht, weil ich sie nicht lesen könnte, nein, ich will sie nicht lesen, sie widerstreben mir. Ich mache mehrere Versuche. Wenn es auf den ersten Seiten nicht klappt, blättere ich weiter hinten, versuche herauszufinden, ob ich nicht einen Zugang finde, irgendwie, will wisssen, woran es liegen könnte, daß ich keinen Einstieg finde.

Vom Lesen

© Rolf Hannes

Ein Grund meines Mißvergnügens an einem Text äußert sich in der Gestaltung der Seiten. Wenn es in ihnen an Dialogen wimmelt mit Fragte er und Antwortete sie, und das über Seiten geht, im Grunde das Gerüst der Geschichte ausmacht, immer mit den dummen Einrückungen und den tausenden Gänsefüßchen, dann bin ich schon verstimmt. Dann braucht‘s nur noch vermehrt Ausrufungszeichen, und ich klappe das Buch zu. Das sind die Bücher, aus denen Filme gemacht werden, denke ich mir.

Was ich suche in Büchern, sind Erkundungen im Labyrinth menschlichen Fühlens und Denkens. Eine spekulative Dimension, die sich auf Seitenwege begibt, ausschweifend manchmal, voller Einfälle und Beobachtungen, die sich von der äußeren Geschichte nicht gängeln lassen: die Einsichten und Erfahrungen des Autors, die die Geschehnisse des Buchs begleiten am Himmel und unter der Erde.

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