Vögel

Wanda Wälisch - Vögel

Zeichnung Träumender Nashornvogel: Rolf Hannes

Die Vögel singen nicht am Tag. Diese Vögel singen in der Nacht. Laut. Hemmungslos. Vergnüglich. Es ist ein Schreien, ein Kreischen und ein Rufen, ein Singen und ein Säuseln. Tausende Vogelstimmen stören mich in der Dunkelheit. Oder genieße ich sie? Ich stehe von meinem Bett auf, öffne den Balkon und blinzle in die warme Nacht. Schon früh geht die Sonne auf, der Mond ist irgendwo zwischen Mitternacht und Morgengrauen verlorengegangen.

Ob in den Gesängen der Vögel Gefühle liegen, kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, was sie antreibt. Ich weiß noch nicht mal, warum ich auf den Balkon gegangen bin und in die orangenen und hellblau leuchtenden Spalten zwischen Himmel und Wolken starre.

Doch alles scheint in diesem Augenblick zu liegen; jeder Atemzug, jeder Sinn, jedes Herz und doch auch jede Vernunft. Ich weiß, dass das hier zwischen Wahrheit und Lüge liegt. Nur unklar ist das Nichts, das sich hier irgendwo in einer Ecke verstecken muss.

Die Ungewissheit verschluckt alle Fragewörter des Universums und die Welt liegt ruhig vor meinen Augen, schläft oder sitzt einfach nur entspannt da. Ich nehme die Schultern zurück, atme tief durch. Atme geträllerte Töne ein und wieder aus. Meine Ohren sind erfüllt von der Musik der Natur und in mir löst sich etwas. Eine Schranke, ein Hindernis, das Etwas, was mich sonst immer zurückhält. Ich hätte nie gedacht, dass Vögel so laut sein können.

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Eine Antwort zu Vögel

  1. Strona sagt:

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