Vernichtende Kritik Folge 2

Ich bin kein Spalter

Aber zurück zu Ruthenberg: „Was mich so wütend macht, ist, wie mein Arbeitgeber darüber berichtet hat.“ Die Moderatorin hätte die Demonstranten als „Spalter“ bezeichnet. Dagegen verwahrt sich Ruthenberg, er sei kein Spalter, er fühle sich von diesem Anwurf sogar „diffamiert, ausgegrenzt“. Er hätte keine einzige Person gesehen, die „auch nur eine Tendenz von Spalten wollen“ gezeigt hätte.

„Das waren alles sehr friedliche, sehr liebevolle Menschen.“ Und der SWR-Moderator und Nachrichtensprecher hält, was da passiert, schon lange nicht mehr für eine Ausnahmeerscheinung, es sei sogar die Regel geworden.

Ruthenberg ist etwas über 60 Jahre alt, so stellt er sich vor. Er sei sich sicher, dass ihn, wäre er jünger, diese Erfahrung mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ radikalisiert hätte.

Ruthenberg distanziert sich aber von jeder Form von Radikalität, Gewalt oder Feindlichkeit. Er berichtet weiter, dass er nebenberuflich als Therapeut tätig sei.

Tatsächlich hat der SWR-Mitarbeiter über seine Empörung hinaus eine Botschaft zum Thema Gesundheit. So erzählt er, er hätte gelernt, dass es ihm und anderen Menschen mehr hilft, „wenn ich Krankheiten nicht als Funktionsstörungen, sondern als Entwicklungsprozesse betrachte“.

Dieser Ansatz von Ruthenberg erinnert den einen oder anderen spontan sicher an einen Bestseller der 1980er Jahre, der unter dem Titel „Krankheit als Weg“ sehr populär wurde.

„Ich betrachte unseren Planeten als ein großes lebendiges System“, erzählt Ruthenberg. Er selbst betrachtet sich als „als Teil eines größeren lebendigen Systems“.

Bei Ruthenberg steht also die Wut über die tendenziöse Berichterstattung des SWR einer gereiften inneren Haltung gegenüber, insbesondere, was den Blick auf die Pandemie und den Umgang damit betrifft. Hier könnte ein Risiko bestehen, dass seine Kritik an der Berichterstattung insgesamt verwässert wird.

Es stimmt was nicht mit dem Planeten

Aber Martin Ruthenberg weiß sehr genau mit Sprache umzugehen. Er spinnt seine Fäden so, dass man, was ihn auf unterschiedlichen Ebenen bewegt, durchaus noch auseinanderhalten kann. Nichtsdestotrotz ist sein gesundheitlicher Ansatz in Kombination mit der fundamentalen Kritik am SWR eine zweite Hausnummer.

„Als das mit Corona losging, war mir sofort klar, dass Corona, diese Krankheit, wiederum nur das Symptom dafür ist, dass mit diesem Planeten was nicht stimmt und dass es im Kern, was uns Menschen betrifft, um das Thema Angst geht.“

Es folgt eine kurze Abhandlung über die Mechanismen von Angst und Wut. Über „Wut als Teil unserer Lebenskraft“. Aber Martin Ruthenberg findet mühelos den Weg wieder zurück zum Demo-Geschehen: Wut könne man nicht einfach wegmachen. Aber man kann, so der SWR-Mitarbeiter, die Wut konstruktiv lenken, indem man demonstrieren geht. Das wäre so eine Möglichkeit. Den Demonstranten sei es gelungen, ihre Wut in konstruktiver Weise zu integrieren „und das unterscheidet sie möglicherweise von vielen anderen in unserer Gesellschaft“, lobt er die Spaziergänger.

Dem Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn hingegen attestiert er einen Angriffsmodus. Der nämlich hätte in einer SWR-aktuell-Nachrichtensendung die Demonstranten als „Spalter“ verkaufen wollen. Der Oberbürgermeister (parteilos) hätte von einem Plakat auf dieser Demo gesprochen, „das Parallelen zieht zu den Medizinern in der Nazi-Diktatur“.

Er selbst hätte aber kein einziges solches Plakat wahrgenommen. Dann erzählt Ruthenberg einen schockierenden Teil seiner Familiengeschichte: Sein Großvater wurde aufgrund seiner politischen Ansichten von den Nazis totgespritzt.

Der dreiminütige Beitrag auf SWR-aktuell mache, so Ruthenberg, „in exemplarischer Weise deutlich, wie Medien und Politiker seit dem Beginn der Corona-Krise funktionieren“.

Und weiter: Es spräche vieles dafür, „dass hier international agierende Netzwerke so genannter Spin-Doktoren ihre Hände im Spiel haben. Das sind Public-Relations-Werbefachleute, die sehr genau wissen, wie sie die öffentliche Meinung lenken können. Wie genau diese Zusammenhänge sind, dass werden wir erst herausfinden können, wenn wir diese Krise bewältigt haben“.

Schluß folgt morgen.

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