Mit dreizehn nahm ihn sein Vater öfter in verschiedene Imbissbuden mit, und die Bedienungen dort waren die ersten Frauen, von denen er träumte. Nicht nur Mutter konnte für seine Nahrungsaufnahme sorgen, sondern auch andere Frauen, und mit ihnen ist es auch anders. Sie verkaufen ihre Ware und sind nicht nah und fürsorglich. Dennoch verwandeln sie Zwischenmahlzeiten in Begehren und können ihn niemals verlassen, weil sie nur an diesem Ort wirklich existieren. Jetzt ist er bei Norma. Sie sucht nach den Salateimern. Ein gelber Slip blitzt über ihren kräftigen Oberschenkeln, die sich anspannen, als sie einen Eimer hebt. Er folgt der Linie ihrer Wade zum Fuß, taucht in ihre Stiefel, stellt sich kurze Zehen im Gummidunkel vor. Nie dürfte sie duschen. Er schiebt sich eine schlabbrige Pommes in den Mund, kippt einen Schluck lauwarmes Bier hinterher.
Foto: Friedel Kantaut
It’s allright now. Wieder gewonnen. Auf dieser abwaschbaren Bühne, zwischen Grill und Salatbar, zum Geräusch siedenden Öls, bewegt sie sich nur für ihn. Wenn er ihr Reich wieder verlässt, wird sie ihm nicht folgen. Was kümmern ihn diese Alkohol- und spielabhängigen Eunuchen, die manchmal lallend Tagespolitik erörtern oder sich lautstark streiten, ob das Tretboot, das die Liebe eines Schwans nicht erwidert, ein Herz hat. Er könnte sich Norma vor ihren Augen nehmen, und diese Kastraten würden es sehen und nicht begreifen. Unzucht mit der Göttin der Völlerei und Lust vor den Augen von zwei schwanzlosen Sittenwächtern.
„Behältst du deine Augen mal bei dir, oder willst du noch was.“ Ihre Stimme schreckt ihn auf. Nicht schon jetzt, zu früh. „Ich nehm noch zwei Bier mit.“
Ertappt, die beiden Trophäen in einer Tüte, den Nachklang von Eunuchengelächter im Ohr, läßt er den Busbahnhof in der Nacht zurück. Wieder auf der Flucht. Die Flaschen schlagen im Takt seiner Schritte klackernd gegen seinen Oberschenkel.
Ende