Zeichnung: Rolf Hannes
Zu sein, wer man war, der man ist. Das sollte einfach sein, sagte er sich. Zu sein, der man war und der man ist. Also zu sein, der man einmal gewesen war und folglich der man noch immer ist. Denn er war noch immer R. K. Der von damals, nur etwas älter. Doch was sind die Jahre. Die Jahre sind die Jahre, aber er, R. K. ist und war und bleibt R. K. Wer man war, das war man, und folglich ist man noch immer der, der man war. Denn damals, da war man noch jung. Da suchte man sich das nicht aus, jemand zu sein oder der oder der zu sein. Man war eben, wer man war. Das war man ohne Frage. Und man behielt dies bei. Man war, was man war und selbst wenn jemand auf die originelle Idee gekommen wäre, zum Spaß oder im Ernst manchmal ein anderer zu sein, weil das durchaus etwas Spielerisches, Reizvolles, Neckisches hatte, zugegeben, auch für die anderen, die ihm bei der Verwandlung hätten zusehen können: es gelang ihm nicht wirklich. Früher oder später konnten alle sehen, wer er war. Man sieht ja nicht weit. Nur eben dorthin, wo man den sieht, der jeweils ist. Auch R. K. war damals klar da: fordernd, neugierig, und das Lieblingswort von Tante B. – aufgeweckt. Mein Neffe ist so aufgeweckt, rief sie immer wieder verzückt und schüttelte dabei ihren Kopf. Das war vor 44 Jahren. R. K. der, der er damals war und der er noch immer ist. Nur nicht damals, sondern heute. Aber R. K. eben. Aufgeweckt, fordernd, neugierig. Die Attribute ändern sich, aber diese drei sind geblieben, denn sie gehören zu R. K., nicht zu den sich ändernden Attributen. Etwas stiller ist R. K., bloß ein wenig stiller. Den kleinen Jungen hat er inwendig. Der Junge, der war wie er war und der weiterhin ist. Bestehen bleibt. Geduldig, seinem Sosein ausgesetzt. Nur er weiss, ob er auch durchhält und bis zuletzt bleiben wird. Schlummernd?