Wir sehen uns nächsten Sommer, sagt mein Spiegelbild und bleibt im Fahrstuhl zurück. Was noch bleibt ist Nachdenken auf weißem Papier. Der Abend vertreibt einen Sommertag. Die Sonne trägt Kriegsbemalung. Lange Schatten umzingeln unsere Wagenburg. An einem der Abende, die immer früher den Tag abschneiden, treibe ich über einen Flohmarkt. An beiden Ufern Armeen von Staubfängern und Kunstdrucke, die in trostlosen Wohnungen Stil und Kultur an die Naturputzwände malen, auf Tapeziertischen und die flanierende Meute. Graffiti eingesperrt zwischen Holz und Glas. Später auf einen Sekt und einer Performance in die angesagte Galerie.
Grafik: Friedel Kantaut
Gibt es noch Hoffnung für die Bildende Kunst? Vielleicht mit dem richtigen Schuhwerk. Die Saison der Strandlatschen ist vorbei. Es beginnt eine Zeit des Mangels für Fußfetischisten. Mangel braucht Manager. Brauchen Manager den Mangel? Armut tötet Poesie. Glück ist relativ, ist eine Erbsensuppe, der Abriss einer Mauer, in der Nacht auf einem Dach stehen und trinken, ein gutes Buch, bevor man merkt, dass in der Mitte Seiten fehlen, oder nur die Abwesenheit von Unglück.
Händler versuchen mir Gefühle zu verkaufen, die nicht in meine Hosentaschen passen. Wintergefühle sind gratis. Die Sonne kämpft sich noch einmal durch die Wolkenwand. Die Zeit steht. Ich genieße Bilder, den goldenen Flaum auf den rosigen Waden einer jungen Frau, ich versöhne mich den gelangweilten Gesten eines mit Metall gespickten Paars in schwarz, Nebelkrähen durchsuchen den Restmüll nach verlorengegangenen USB–Sticks. Nur der Typ mit dem White Storm-Aufnäher an der Bomberjacke steht mir im Licht.
Wunderbarer Text, der so viel sagt und eine Stimmung trifft.
Und dabei auch noch philosophisch tief. Fein und exakt.
Klasse…