Unterwegs sein

Draußen unterwegs sein, etwas unternehmen. Nur kein Stubenhocker sein. Unterwegs auf der Karriereleiter. Höher, immer höher. Keinesfalls stehenbleiben und schon gar nicht runterrutschen.

Unterwegs zum anderen. Gemeinsam durchs Leben schreiten. Am liebsten nie allein.

Dabei vergessen wir das Wichtigste: Unterwegs sein zu sich selbst, sich in sich suchen und finden. Aus sich heraus leben.

Wenn ich male, bin ich mit der Leinwand, den Farben und Pinseln auf mich gestellt. Gut, ich kann einen Plan haben und mich auf die Reise zum fertigen Bild machen. Doch unterwegs passiert so Vieles. Das Rot harmoniert doch nicht so mit dem Blau, wie ich dachte. Das Format der Leinwand passt plötzlich nicht mehr zu meinem inneren Bild. Was für ein Glück, dass Bilder ohnehin von Schichten leben. Also übermalen, was mir nicht richtig erscheint. Irgendwann gelingt es mir hoffentlich, mich von einer fixen Vorstellung, von einem Ziel, wie das Bild am Ende ausschauen soll, zu lösen.


Anlässlich einer Ausstellung lese ich meinen Text.

Dann kann ich spielerisch unterwegs sein. Es bildet sich aus mir heraus. Es darf mich überraschen und erstaunen. Zwischenzeitlich kann Ärger auftauchen. Auch der darf als Energie auf der Leinwand Platz nehmen. Der Pinsel ist unterwegs, anstatt meiner Ideen. Für ein paar Stunden ist die Leinwand wie ein Kontinent dieser Welt. Die Farben hinterlassen ihre Spuren. Irgendwann stellt sich das Gefühl ein, angekommen zu sein. Diese eine Reise ist nun hier und jetzt zu Ende.

Das fertige Bild ist danach unterwegs zum Betrachter. Dessen Augen sind nun unterwegs auf meinem Bild. Suchen und finden. Farben, Formen und Linien. Die Betrachtung eines Bilds ist eine Herausforderung. Viele Interpretationen sind möglich. Im besten Fall finden wir uns selbst darin. Spüren Anziehung oder Abneigung. Lassen uns davon berühren. In uns drinnen öffnen sich Türen, tun sich Wege auf, auf denen wir unterwegs sein können.

Wo auch immer diese hinführen.

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