Tripledemie

„Covid von Allergien und Erkältungen kaum noch zu unterscheiden“ Maßnahmen-Paket gegen „Tripledemie“?

Von Kai Rebmann

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wohl nur so ist es zu erklären, dass ein bei nüchterner Betrachtung handelsübliches und für weite Teile der Bevölkerung eher harmloses Atemwegsvirus auch knapp vier Jahre nach seinem offiziell dokumentierten Ausbruch noch immer die Schlagzeilen bestimmt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) holte sich laut eigener Aussage dieser Tage zum x-ten Mal eine Auffrischung ab und warb sodann auch vor den Kameras für den Booster.

In den USA gehen einige Ärzte sogar noch weiter und sehen am Horizont schon wieder eine sogenannte „Tripledemie“ aufziehen, sprich ein virales Dreigestirn aus Corona, RSV und Grippe. Wohlgemerkt, allesamt Krankheiten, die es in der einen oder anderen Form wohl schon seit Menschengedenken gibt – und bei denen die Infektionszahlen alle Jahre wieder ab September oder spätestens Oktober zunehmen. Nichts Neues unter der Sonne also, sollte man zumindest meinen.

Tatsächlich stellt das gleichzeitige, weil saisonbedingte Auftreten der drei oben genannten Viren ein ganz praktisches Problem dar. Die „Daily Mail“ gibt die Aussagen mehrerer Ärzte wieder, wonach es ihnen immer schwerer falle, Covid-Patienten von Allergikern oder solchen mit Erkältungen zu unterscheiden.

Grund: Symptome wie Halsschmerzen, Niesen oder eine verstopfte Nase seien für Corona inzwischen ebenso typisch wie etwa für RSV, Asthma oder eine Pollenallergie. Spezifische Symptome wie einen trockenen Husten oder der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes gebe es bei den aktuellen Varianten schon lange nicht mehr.

Dr. Erick Eiting ist stellvertretender Leiter der Notfallmedizin im Mount Sinai Hospital in New York City und gab zu Protokoll: „Fast jeder (Covid-Patient), den ich gesehen habe, hatte wirklich leichte Symptome. Wir wussten nur, dass es sich um Covid handelte, weil wir sie getestet hatten.“

Dr. Michael Daugnault arbeitet als Notarzt in Kalifornien und sagte der Zeitung: „Insbesondere seit Juli, als es zu dieser Mini-Welle gekommen war, gehen jüngere Menschen mit Symptomen von Erkrankungen der oberen Atemwege […] in 99 Prozent der Fälle mit unterstützender Pflege nach Hause.“ Sprich, die Patienten bekommen ein Medikament verschrieben und das war’s dann auch schon.

Trotz dieser durchaus plausiblen Entwarnungen scheint es seltsamerweise auch für die meisten Ärzte in USA inzwischen „normal“ geworden zu sein, dass sich die Leute unabhängig von Alter, Krankengeschichte oder sonstigen Faktoren ganz grundsätzlich auch gegen vergleichsweise harmlose Erreger impfen lassen. Man hoffe, „dass genügend Menschen geimpft werden, um eine weitere ‚Tripledemie‘ wie im vergangenen Jahr abzuwenden, als die Krankenhäuser durch eine frühe Grippesaison, einer Zunahme von RSV und einem weiteren Anstieg des Coronavirus im Winter überlastet waren.“

Ähnliche Zustände herrschten auch in Deutschland. Jedoch waren diese vor allem auf hohe RSV-Wellen zurückzuführen, die ihrerseits wiederum einer starken Abnahme der Immunität infolge aller möglichen Corona-Maßnahmen geschuldet war – Abstandsregeln, Lockdowns, Masken und Co.

Umso mehr erstaunt es, dass sich offenbar nicht wenige Deutsche eben diese Corona-Maßnahmen, die ihre mangelnde Effizienz seit dreieinhalb Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, im Falle eines Falles wieder zurückwünschen würden. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer aktuellen INSA-Umfrage – die einige zumindest auf den ersten Blick eher widersprüchlichen Fakten zu Tage förderte.

Demnach hat zum Beispiel nur ein Viertel der Befragten noch Angst vor neuen Infektionswellen, aber immerhin 41 Prozent würden neue Maßnahmen bis hin zum Lockdown befürworten, wenn es denn sein müsste.

Die „German Angst“ und Corona wirkt ein wenig wie die Geschichte von dem Mann, der ins Wasser gehen, dabei aber nicht nass werden wollte. Tief im Inneren scheint jeder – oder zumindest die meisten – zu wissen, dass Corona spätestens im Jahr 2023 zu einem Virus wie viele andere geworden ist. Nur aus dem politisch korrekten Meinungsspalier auszubrechen – oder sich gar den eigenen früheren Irrtum einzugestehen – das trauen sich dann doch eher wenige.

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