Tod am Tiber 2. Teil

Tod am Tiber, 2. Teil

Foto: Manfred Poser

Rudis Rom ist das Rom eines Radfahrers, nicht eines gemütlichen, das eines Rennradfahrers. Manchmal, so schreibt er, habe er sich Rennen mit einigen Busfahrern geliefert, die seine Waghalsigkeit eher mit einem fröhlichen Hupen, als mit Geschimpfe begleiteten.

Der Leser könnte, wenn er Lust dazu verspürte, die Stadtlandschaft Roms mit einem Gespinst von Orten, Kneipen, Spelunken, Cafés, Straßen, Kirchen überziehen, alle angeschaut aus den Augen eines Radlers. Sie schauen schnell und genau und sind voller Interesse am vibrierenden Leben.

Die Besitzer von Maseratis, Alfa Romeos, Ferraris, nebst ihren teuren Freunden und Gattinnen in teuren Wohnungen sind nicht der natürliche Umgang des Radfahrers Rudi, des Alter Ego von Manfred Poser. Er spricht es nicht aus, er überläßt es mir: Oft ist diese Sorte Mensch es, die die Gesellschaft dank ihres hirnlosen Geschäftseifers verödet, verstümmelt, verhunzt, das Leben um Sinn und Schönheit bringt. (Selbst dann, wenn in ihren protzigen Villen die aufregenderen Morde geschehen sollten, behaupte ich.)

Und nun ziehe ich meine Nutzanwendung aus dieser philosophischen Einsicht: Allen diesen fantasievollen (Lebens)Künstlern, die die Gesellschaft bereichern in liebenswertem Ausgleich von Herz und Gemüt, von Kunst und Natur, die beschäftigt sind alle Tage, bloß nicht hinter den verlogen verspiegelten Glasfassaden der Bürohäuser und Banken, ihnen gebührte ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das wäre nur ein geringer Ausgleich für das, was sie der Gemeinschaft an Bereicherung und Aufmerksamkeit schenken.

Was immer Rudi Manfred Poser dazu sagen wird, ich weiß es nicht, aber leugnen kann er es nicht.

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