Massenzuwanderung als Dauerthema
Vor allem Moderatorin Sandra Maischberger hob hier die Rolle der Staatsmoderatorin auf ein ganz neues Level. Ja, man kann es so sagen: Diese Sendung von Ende Januar 2016 wurde zur Blaupause für die Big-4-Talkshows. Markus Lanz sollte erst später als fünftes Rad am Wagen hinzukommen. Vergnügliches gab es aber auch: So wehrten sich die Talkshows immer wieder dagegen, das Thema Massenzuwanderung aufzugreifen. Denn sie spürten schnell, die geladenen Kritiker punkteten hier gegenüber den Regierungsvertretern trotz aller Bemühungen. Erstaunlicher Effekt: Um so lauter diese Kritiker niedergebrüllt wurden, desto mehr Sympathien konnten sie auf sich vereinen. Die AfD zog 2017 als Oppositionsführer in den Deutschen Bundestag ein und die Grünen nur als kleinste Fraktion.
Die ÖR-Talkshows versuchten es jetzt mit anderen Themen, scheiterten aber regelmäßig am Zuschauer, der immer da besonders häufig zuschaltete, wo er sich scharfe Debatten zum Thema Massenzuwanderung wünschte. Der Kampf um die Quote erledigte dann den Rest. Es gab also einen gewichtigen Grund, über diese Big-4-Veranstaltungen maximal kritisch zu berichten. Noch mehr, da auch eine Reihe von privaten Medien der Regierung anreichten und in ihren vielfach grotesk verdrehten Rezensionen am Folgetag versuchten, den Schaden zu begrenzen.
Das Staatsfernsehen muss damals oft Krisensitzung gehabt haben. Ironie der Geschichte: Sandra Maischberger geriet selbst in die Kritik, die Revolution fraß gewissermaßen ihre Kinder. Kritisiert und gefragt wurde, ob Maischberger „der AfD über Gebühr eine Bühne geboten“ hätte. Maischberger, die ebenso wie die drei weiteren Big-4-Formate diese Sendungen privat und nur im Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen produziert, wurde sogar aus den eigenen Reihen beschossen: ARD-Moderatorin Anja Reschke wunderte sich öffentlich über den Auftritt Weidels und anderer AfD-Politiker im öffentlich-rechtlichen TV bei Maischberger. Und Reschke wurde für ihre Illoyalität belohnt, sie sammelte Lorbeeren ein – zuletzt den deutschen Fernsehpreis. Parallel wurden die Einladungen an Regierungskritiker für die Big-4-Talkshows weniger.
Das Staatsfernsehen hat daraus gelernt. Hauptgegner wurde die in den Bundestag eingezogene AfD. Diese Partei musste laut Verständnis des Staatsfernsehens aus den Sendungen verschwinden. Und sie verschwand im selben massiven Maße, wie das Thema Zuwanderung aus den Big-4 verschwand. Dieser plötzliche Leerlauf war auffällig. Denn noch war kein Thema in Sicht, das die Menschen mehr interessieren sollte, das sie mehr bewegen oder verstören durfte. Noch nicht.
Fortsetzung folgt.