Selbstzerstörungsmodus eingeschaltet und runtergezählt
Ein Format hat sich selbst abgeschafft. Die Big-4 geistern nur noch als Untote weiter durchs Programm. Der Zuschauer bekommt jetzt Verlautbarungsfernsehen präsentiert. Und wir kennen die Blaupausen dieser Entwicklung: So konnte beispielsweise Anne Will einfach nicht widerstehen, sich darauf einzulassen, die Regierungserklärungen der Kanzlerin in mehreren Einzelgesprächen zu präsentieren – inhaltlicher Widerspruch war ausgeschlossen, der Journalistenausweis schmolz dramatisch zusammen.
Abschließend noch ein aktueller Blick in die öffentlich-rechtliche Aufbahrungshalle zu Anne Will: Zu Gast am Vorabend des Nikolaustages waren Markus Söder (CSU), eine Mitarbeiterin der Süddeutschen Zeitung (im Rechercheverbund mit den Öffentlich-Rechtlichen), Konstantin Kuhle (FDP), eine Fachärztin der Anästhesie und – natürlich – der unvermeidbare Karl Lauterbach (SPD). Inhaltlich ist da nichts mehr berichtenswert. Big-4-Talkshows veranstaltet und organisiert wie DDR-Parteitage: Störungen unerwünscht. Die Kontroverse stört.
Aber die Kontroverse bleibt dennoch unverzichtbares Wesensmerkmal einer Demokratie. Hier wurde das Kind tatsächlich mit dem Bade ausgeschüttet, die Verbannung der Debatten aus den öffentlich-rechtlichen Talkshows hat einen Friedhof der Kuscheltiere hinterlassen.