Sufi-Geschichte 5

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© R. H.

Es gab einmal eine Frau, die die Religion, in der sie aufgewachsen war, verließ. Sie wollte gleichfalls nichts mit Atheismus zu tun haben und suchte einen andern Glauben. Dann wurde sie überzeugt von einer etwas anderen Wahrheit. Oft wechselte sie ihre Ansichten, sie bildete sich ein, etwas gewonnen zu haben, aber noch nicht genug. Jedesmal erfand sie einen neuen Kniff, im neuen Glauben willkommen zu sein, und ihr Wohlbefinden galt als ein gutes Zeichen ihrer Gesundheit und ihrer Erleuchtung.

In ihrem Innern aber war großes Durcheinander. Endlich hörte sie von einem gewissen berühmten Lehrer, Imam Jafar Sadik*, und sie suchte ihn auf.

Nachdem er ihren Beschwerden und Vorstellungen zugehört hatte, sagte er: Geh zurück in dein Haus, ich werde dir meine Entscheidung in einer Botschaft zustellen.

Bald darauf traf sie an der Tür auf einen Schüler des Scheichs. In seiner Hand hielt er eine Schachtel vom Meister. Sie öffnete sie und sah, daß sie eine Glasflasche enthielt, halb voll mit drei Schichten Sand – schwarz, rot und weiß, zusammengehalten von einem Streifen Baumwolle. Außen stand geschrieben: Nimm die Baumwolle weg, schüttle die Flasche und sieh was wird.

Sie zog den Streifen weg und schüttelte den Sand in der Flasche. Die verschiedenen Farben vermischten sich untereinander, und alles was zurückblieb war ein Durcheinander von Grau.


*Ja’far Ibn Muhammad al-Sadiq (Medina 702 – 765)

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