Heer von Spekulanten
Was für eine Gelegenheit für den reichen, stabilen, gutregierten Westen, dem Land zu Hilfe zu kommen! Hatte nicht die Marshallplan-Hilfe das zerstörte Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt und wiederaufgebaut? Hatten Großbritannien und die anderen Besatzungsmächte nicht geschworen, dem am Boden liegenden Deutschland Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu bringen? War dies nicht der Moment für einen solchen Akt der Großzügigkeit und Weitsicht?
Was stattdessen entfesselt wurde, war ein Heer von Spekulanten aus dem Westen, die nach dem freien Markt schrien und schnell ihresgleichen in den Gaunern und Korruptionsexperten fanden, von denen viele hohe kommunistische Funktionäre waren, die sich beeilten, sie auszunutzen und zu täuschen. Gleichzeitig wurde die formale «Demokratie» eingeführt, das heißt, es fanden einige Wahlen statt, die natürlich vom großen Geld manipuliert wurden. Und in den Köpfen der Russen, deren Ersparnisse vernichtet wurden, die von Schlägern aus ihren Häusern vertrieben wurden, die ihre Arbeitsplätze und Renten verloren, wurde Demokratie zu einem Schimpfwort.
Menschen und Regierungen, die behaupten, Wladimir Putin für seine Aggression, seine Unterdrückung der Freiheit und seine Korruption zu verachten, schienen sich nicht daran zu stören, als sein Vorgänger Boris Jelzin all dies tat. Es ist ein faszinierender Kontrast. Jelzin befahl Panzern, sein eigenes Parlament anzugreifen, während seine Polizei Demonstranten niederschoß. Er wütete in Tschetschenien. Seine Wiederwahl stank nach Geld. Er war oft von Alkohol gelähmt und trotz seines groben Verhaltens ein gerngesehener Gast im Westen.
Doch im Gegensatz zu Putin unternahm Jelzin nichts, um die Oligarchen zu kontrollieren, ließ es zu, dass der Westen die russische Wirtschaft weiter vergewaltigte, und protestierte vor allem nicht gegen die Demütigung seines Landes durch die fortgesetzte Nato-Osterweiterung in Europa. Diese war zu diesem Zeitpunkt bereits ein mehr oder weniger offen antirussisches Bündnis (gegen wen denn sonst?).
Schluß folgt.