Gleich am Beginn der Hauptstraße stießen wir auf das Lokal Spitaleri. Sizilianische Pasticcerien sind überall auf der Insel eingerichtet wie kleine Museen der Süßigkeiten, deren Tradition auf die Araber zurückgeht. Schon um 830 begannen sie Sizilien zu erobern, 831 Palermo, 905 Taormina. Ihre Herrschaft dauerte zweieinhalb Jahrhunderte, bis die Normannen 1091 die letzte Bastion der Araber einnahmen.
Ich fand einige Seiten über Adrano im Touristenführer Sicilia des Touring Club von 1968, der 780 Seiten dick ist. Der Einband war immer rot, und es war immer die Bibel der kulturbeflissenen Touristen. Da steht alles über die Geschichte, und für einen Stadtrundgang heißt es: Si segue la bella via Roma, che rasenta a sin. il giardino delle Vittoria, col bronzeo mon. ai Caduti, dello … Und wenn man der schönen Via Roma gefolgt ist, kommt man nächstens an der schönen Fassade von S. Lucia vorbei, 1776 neu errichtet.
© Manfred Poser: Marienplatz in Adrano
Früher galten die Leute mit dem Baedeker in der Hand als oberlehrerhafte Spießer, jetzt fehlen sie einem. Auch sie werden nicht viel klüger abgereist sein, aber sie wollten mehr wissen, nicht nur das Nützliche, und der Guida d’Italia ist auch schön wie die Via Roma und die Santa-Lucia-Fassade, und früher hat sich die Familie vielleicht um den Papa geschart, der aus dem Führer vorlas. Für viele ist eine Reise heute ein Fast-food-Trip.
Wir bestellten uns bei Spitaleri Kaffee, Tee und einige Spezialitäten, die man in der Glasvitrine auswählt. Granita gehört dazu, ein geronnenes Eis diverser Geschmacksrichtungen; Arancinidi di riso (kleine mit Reis gefüllte Bällchen, von oranger Farbe und richtig schwer, gehaltvoll); die Cannoli (kleine mit Sahne gefüllte Röhrchen aus Teig); die üblichen Éclairs (längliche, gefüllte Mini-Biscuits). Kam alles auf den Tisch, plus ein Cappuccino mit Falter drauf, wie es die Baristas (das sind die wahren Künstler dieser Caffès) hinzaubern.
© Manfred Poser: Cappuccino mit Falter
Die Auswahl schmeckte hervorragend. Hinterher noch einen Spaziergang ums Karrée, Rütteln an der geschlossenen Mutterkirchentür (der Chiesa Madre), vorbei an einer Mariengedenkstätte, an der niemand Mariens gedachte, und mit dem Auto auf die Küste zu, wo wenige Kilometer vorm Giardini Naxos ein derartiger Wolkenbruch niederging, dass ich den Wagen vor den Hoteleingang manövrieren musste, damit die Damen aussteigen konnten: Giovannas und meine Mutter, 85 und 86 Jahre alt.
© Manfred Poser: Hotel Palladio, Giardini Naxos
Die weibliche Belegschaft des Hotels sprach sich auf ihren T-Shirts gegen Kleinmut gegenüber der Mafia aus (Link: http://manipogo.de/?p=9835).
Fortsetzung folgt.