Abenddämmerung in schwarz/weiß.
Ein heruntergekommenes Motel an der Landstraße.
Der Wind bewegt das an Ketten aufgehängte Schild.
Die Neonschrift ist dunkel, die Aufhängung quietscht.
Am Tor ein handgemaltes Schild: Mitarbeiter gesucht.
Ein schwarzer Wagen hält auf dem Randstreifen.
Ein Mann steigt aus, beugt sich ins Auto, greift seinen
abgewetzten Koffer und geht auf das Motel zu.
Wenn ich diese Szene mit einem Rollkoffer drehe,
baut sich statt Atmosphäre und Spannung nur Lärm auf.
Oder, zwei Liebende, die über ihre Gefühle reden,
begleitet vom Rumpeln der Hartgummiräder auf Kopfsteinpflaster.
Die Vorhölle für jeden Tontechniker.
Nachdem der Mensch das Rad erfunden hat,
muss etwas schiefgelaufen sein,
und der Teufel erfand den Rollkoffer.
Trotz einer identischen Silbe hat ein Rollkoffer
überhaupt nichts mit Rocknroll zu tun.
Welcher Musiker zieht seine Gitarre hinter sich her
wie eine gottverdammte Tigerente. Total unsexy.
Foto: Friedel Kantaut
Als meine Oma noch zum Wochenmarkt ging,
hatte sie ihren Rolli dabei, um ihre Einkäufe nach
hause zu ziehen. Okay, sie war alt, und es gibt keinen
Grund für Milliarden Reisende, sie nachzuahmen.
Moderne Nomaden ziehen ihr Überleben hinter sich her,
getrieben vom unrhymthmischen Lärm der Hartgummiräder.
Also gut, der Rollkoffer ist praktisch und entlastet deinen Rücken.
Aber, was willst du mit einem gesunden Rücken,
wenn du nie den aufrechten Gang gelernt hast.
Beim nächsten Mal rede ich über eine weitere Schöpfung
der Hölle, dem Etagenbett, und über finnische Möbelhäuser.
Bedankt.