26. Mai Was soll ich sagen, wenn ich Greta anrufe? Die Sonne fällt hinter den Horizont wie eine Wasserbombe. Wenn sie mein Unterseeboot trifft, gibt es keinen Heimaturlaub. Nach der Überraschung applaudiert die Stille. All you need is love, und Lebensmittel und Informanten.
28. Mai Ich habe eine Verabredung mit meiner Lieblingsschrippe unterm Ernst-Thälmann-Denkmal. Hier findet an seinem Todestag immer das gleiche Gesellschaftsspiel statt. Kulturkampf. Linke Kader sammeln Geld, um das Monument von den Graffitis zu reinigen, die einen Tag später von einigen Kids durch neue ersetzt werden. Die Macht von Stein und Sandstrahlern gegen die Macht von Sprühdosen. Es geht um das Monopol für Ausdruck. Der Wind weht heftig aus Osten, die Sonne geht blutrot unter, und wir widmen Teddy unseren letzten Tropfen Bier. Rotfront.
29. Mai Vormittag in der grünen Eingangszone. Eine Anhörung wegen unangemessener Unterkunft. Grün ist die Hoffnung. Auf die Frage Wer ist der Letzte melde ich mich. Das ist eine gute Übung in Demut. Meine Zielvorgabe, härter arbeiten und billiger wohnen. Zurzeit bin ich Putzfrau im Untergrund. Voraussichtlich kommt dann das Callcenter, dann der Tiefbau, das Bergwerk und gegen Ende eine Galeere auf dem Styx. Dann ist auch das Wohnen umsonst.
Grafik: Friedel Kantaut
31. Mai Der Pate vom Prenzlauer Berg hat Feierabend. Bis zum nächsten Schichtbeginn wird sein Platz von einem Strohmann ausgefüllt, der sich für den eigentlichen Paten hält. Inzwischen betritt der Pate sein Versteck, legt den Tag ab, wie eine verschwitzte Jacke, schaltet den Fernseher ein, springt ab und taucht in dieses kühle Viereck. Jetzt krault er durch die Sendezeit auf die geilen Hausfrauen zu. Vor dem Einschlafen denkt er an seinen Strohmann.
Fortsetzung folgt.