Plötzlich und unerwartet: Ökonomin Nora Szech stirbt mit 43: Professorin warb für Impf-Prämien.
Von Kai Rebmann
Täuscht der Eindruck oder ist es mehr als nur ein Gefühl? Immer öfter ist in den vergangenen Monaten vom Tod prominenter Menschen zu lesen, die aufgrund ihres Alters eigentlich noch mehrere Jahrzehnte hätten vor sich haben sollen. Aber da ist noch eine Besonderheit. Früher erfuhr man regelmäßig, woran der oder die Betroffene gestorben ist. Klar, grundsätzlich ist das Privatsache und geht niemanden etwas an, aber bei Personen des öffentlichen Lebens besteht an dieser Frage eben auch ein gewisses öffentliches Interesse.
Inzwischen liest man in diesem Zusammenhang aber immer wieder: „Angaben zur Todesursache wurden nicht gemacht.“ So war es am vergangenen Wochenende auch im Fall von Nora Szech. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Arbeitgeber der Verhaltensökonomin, informierte zwar über den Tod der 43-jährigen, hielt sich mit weiteren Informationen aber auffällig zurück.
Und ja, man könnte an dieser Stelle auch die Frage stellen, welchen besonderen Nachrichtenwert gerade dieser Fall hat. Nora Szech war aber eben nicht nur seit 2013 als Professorin für Politische Ökonomie an der Hochschule in der badischen Residenzstadt tätig, sondern äußerte sich in der Vergangenheit auch immer wieder zu den Themen Corona und Impfung.
In ihrer Forschung setzte sich Szech unter anderem mit den Widersprüchen zwischen dem menschlichen Denken und Handeln auseinander. Über den Fleischkonsum der Deutschen stellte sie einmal fest, dass zwar 90 Prozent gegen Massentierhaltung seien, eine Mehrheit aber trotzdem das billige Fleisch kaufe.
Etwas drastischer formuliert, könnte man auch sagen, die KIT-Professorin hat sich überwiegend mit der Frage beschäftigt, inwieweit der Mensch bereit ist, sich selbst und seine Überzeugungen zu korrumpieren. Vor diesem Hintergrund gab Szech im Juni 2021 in einem BNN-Interview aufgrund ihr vorliegender Daten zu Protokoll, „dass 100 Euro Kompensation bereits helfen“ könnten, die Impfquote auf 80 Prozent zu steigern. Würde man jedem Impfling stattdessen sogar 500 Euro bieten, so ginge die Bereitschaft „in Richtung 90 Prozent.“
Merke: Im Herbst 2023 wird es wieder zu den absehbaren Impf-Appellen kommen. Unentschlossene sollten es sich also gut überlegen, ob sie sich noch einmal mit einer Bratwurst oder dem kostenlosen Eintritt zu einem Bundesliga-Spiel abspeisen lassen. Andererseits soll es aber auch Leute geben, die von sich behaupten, man könne sie allenfalls mit der Aussicht auf ein Einfamilienhaus rumkriegen.
Und auch zu den im Sommer 2020 erstmals aufkommenden Debatten um den Verzicht auf die Masken hatte die Verhaltensforscherin eine klare Meinung. Solche Diskussionen bezeichnete Szech als „sehr anstrengend“ und „nervig“ und begründete das so: „Wir wissen: Sie schützt andere, aber auch in einem gewissen Maß einen selbst. Und für die Motivation der Menschen ist es immer besser, wenn sie wissen, dass sie auch etwas für sich tun.“
Diese Aussagen stammen zwar aus der Frühphase der Corona-Krise, dennoch wurden sie im Brustton der Überzeugung einer feststehenden Tatsache verkauft. Nicht erst seit heute wissen wir es aber besser.
Fest steht: Auch die Wissenschaft hat in den vergangenen knapp vier Jahren ihre Unschuld ein Stück weit verloren. Wer vermag es noch zu beurteilen, ob Forscher aus tiefster Überzeugung zu den wiedergegebenen Erkenntnissen kommen, oder eben nur das verkünden, was andere – im schlechtesten Fall ihre Geldgeber – von ihnen hören wollen?
Wie es im Fall von Nora Szech war, werden wir leider nie erfahren…