Morgenlandreise 9

Morgens in der Nähe der türkisch-irakischen Grenze. Hab die 3. Nacht im Fahrerhaus enes MAN LKWs geschlafen. Auf der irakischen Seite hängen die Wolken bis tief in die Berge. Vorgestern abend, unsre Station war Urfa, saßen wir mit einmal zu fünft in einem Taxi. Ich hatte keine Ahnung, wohin die Fahrt ging. Unterwegs werd ich aufgeklärt, wir fahren in den urfaer Puff.

Ein Weg führt dorthin: wenn ein Filmemacher einen Schützengrabenfilm drehen will, da wär er grad recht. Wir schaukeln hin, das Taxi haut bei jeder Bodenwelle hinten auf.

Genau in dem Augenblick, als wir aussteigen, gehn überall die Lichter aus. Wir stehn knöcheltief im Schlamm. Jemand macht ein Zündholz an. Das Ganze schaut aus wie ein in der Abgeschiedenheit liegendes Bauerngehöft. Ich bemerke drei Soldaten, die sich eine Kerze angezündet haben. Sie stehn am Eingang und kontrollieren die Ankommenden. Einer zieht mir mein Messerchen aus der Rocktasche und verwahrt es in einer Schublade. Wir stolpern weiter. Ich krieg ein bißchen Herzklopfen. Wie bin ich überhaupt hierhergekommen, frag ich mich.

Diese Zeichnung ist nicht aus meinem Reisebuch, sie entstand um 1990.

Mit einmal gehts Licht wieder an. Matsch, Matsch überall. Ein aufgeweichter Bauernhof-Hof. Herumgehende, sich gegenseitig begaffende Männer. In kleinen Holzverschlägen hocken, liegen, stehen die Huren. Fette, dickbäuchige, dürre alte Fetteln. Meine Begleiter, handfeste türkische Fernlastfahrer, schauen sich, schauen mich an. Ich grinse verschämt, belustigt, abwehrend. Eine Alte, mit Zahnlücken und faltigem Hängebauch ruft mir zu: John, komm ficki-ficki, und krault sich das Höschen zwischen den Beinen. Ich bin so wenig scharf wie selten. Richtig fromm werden könnt ich in dem Bau. Einige Auslagen sind leer. Da fehlen die, die eben ihre Nummer machen. Dort stehen die meisten Männer, wahrscheinlich warten sie auf die appetitlichsten Huren. Unmöglich für mich, merk ich, der Gedanke: ich könnte der nächste sein.

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