Morgenlandreise 80

Markt in Mapusa

Die christliche Invasion, so anmaßend sie viele Kunstwerke Indiens zerstörte und die Bevölkerung knechtete, hat eins für sich: In Goa herrscht nirgendwo diese niederdrückende Armut wie im übrigen Indien, alles wirkt sauberer, arbeitsamer, ausgeglichener. Bauten aus den Zeiten der Portugiesen, die Städte Panjim und Mapusa, sind voll davon, lassen einen glauben, man wäre in Lateinamerika, etwa in Mexiko.

Heute, am Sonntag, war Markt in Mapusa. Er ist fast ausschließlich, was den Verkauf angeht, Zigeunerclans vorbehalten. Sie haben die farbigsten Kleider an die vorstellbar sind, sitzen in Familien von zwanzig, dreißig Menschen im Kreis auf dem Boden.

Einige dieser Zigeunerfamilien unterhalten Verkäufer und Käufer mit Musik. Die Mitglieder der Familie wechseln sich an den Trommeln, Zupf- und Streichinstrumenten ab. Nur das führende Instrument, meist eine Flöte oder eine Handorgel, deren Tasten mit der rechten Hand gespielt wird, während die linke den Blasebalg bedient, bleibt den Oberhäuptern der Familie vorbehalten, einer älteren Frau, einem älteren Mann.


Eins der Kunstwerke wie sie die Zigeuner auf ihre Wämser und Kleider applizieren

Die Frauen tragen auf ihren Miedern und Röcken farbenfrohe gehäkelte Applikationen, desgleichen die Männer auf ihren Westen und Wämsern. Von den abgetragenen Kleidern trennen sie diese Applikationen ab, hinterlegen sie mit Leinen und bieten sie feil. Ich konnte nicht widerstehn zwei solcher Kunstwerke zu kaufen, etwa 25 mal 15 Zentimeter groß. Eins könnte die Vorlage für eine Zeichnung von Paul Klee sein.

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