Zu der englischen Lady hinter dem Schalterfensterchen im Eingang (es ist morgens und nachmittags für je 2 Stunden besetzt) sagte ich: Please, could I have a clean bedsheet. Ich wollte andeuten, wenn es hier schon ein wenig britisch zugeht, dann bezieht mein Bett wenigstens mit einem etwas saubereren Laken. Immerhin hatte ich ein Einzelzimmer, nach einiger Zeit ein Zimmer für mich allein. Yes, sagte sie, twenty rupies. Sie schaute kaum hoch. Ihre Stimme blieb in ruhigem Geschäftston. Why twenty rupies? I don’t eat your bedsheet. Ich fixierte ihre Unterlippe und machte eine Schnauze, als wollte ich mich gleich an ihr festsaugen. Oh yeh, sagte die Dame der Heilsarmee, you can eat the bedsheet, that makes fifty rupies more. Otherwise you’ll get 20 rupies back. Und sie grinste ihr heilsarmeeigstes Lächeln. Ich war baff über soviel Geistesgegenwart und Schalkhaftigkeit. Fast bühnenreif. Uneinstudiert, diese kleine kauzige Unterhaltung, darum machte sie mir Spaß, und ich merkte, es ging ihr nicht viel anders. Und diese Übereinstimmung galt es zu retten, und so holte ich mit großer gespielter Gleichgültigkeit 20 Rupien aus meinem Brustbeutel und sie griff mit der gleichen gespielten Gleichgültigkeit unter ihr Schalterbrettchen und schob mir ein frisches gebügeltes Bettlaken zu.
Gestern, am späten Nachmittag, ich lief ziellos durch die Straßen, hing sich ein Junge an mich. Wiedermal. Ein sauber gekleideter intelligent aussehender hübscher Bursche, vielleicht 14 Jahre alt. Du siehst sie an, lächelst ein wenig, mehr und mehr kommen sie auf Tuchfühlung. Sie spielen dann den Führer. Es gibt nichts zu führen. Da ist dies und dort ist jenes, und sie zeigen auf Geschäfte, die dich so viel interessieren wie alles andere auch, radebrechen ein bißchen englisch, und mit einmal weißt du, du hast sie in Begleitung. Don’t worry. Was soll’s, das Leben fließt ohne und mit Begleitung.
unterwegs: mal oben, mal unten
Du hast ihn fast vergessen, siehst ihn auch nicht mehr im Menschenstrom, an der übernächsten Ecke ist er wieder neben dir. Als ich bei der Heilsarmee ankam, waren‘s zwei. Der andre, so um die 16, mit gutem Englisch, wollte mir Opium andrehn. Er lebt davon, für Ausländer Geschäfte einzufädeln. Ich zeigte ihm meinen Taperecorder, den ich für die mandalas zu Geld machen möchte.
Ich war müde und wollte allein sein, ich fühlte, ich wollte sie nicht in meinem Zimmer haben. Ich war sie nicht losgeworden, und eh ich mich’s versah, saßen sie auf meinem Bett. Ich war der gute Onkel. Zuvor hatten wir an einer Ecke faludas getrunken, dies und das hatte ich zum Knabbern gekauft. Stundenlang war ich herumgelaufen, ich hatte keine Ahnung, wie ich zu meiner Bleibe zurückfinde. Also ein Taxi. Es lief alles wie im Kino. Sie handelten für mich den Taxipreis aus. Als ortsunkundiger Fremder hätte ich ein Vielfaches bezahlt. Taxifahrer rund um die Welt sind gewohnheitsmäßige kleine Gauner. Sie müssen auf andre kleine Gauner treffen, damit es rechtens zugeht. Jetzt räkelten sie sich über mein Bett.
Ich sagte und kam über meine Filmrolle ins Schmunzeln: I am not a homosexual oncle, who catches boys. Now, gentlemen, I wont to be allone. Sie nahmen es gelassen und trollten sich. Anderntags würden sie sich wieder einstellen, soviel stand fest. I really prefer women, dachte ich für mich, wenn mir doch die Mädchen so zugelaufen kämen wie dauernd diese Burschen.