Mein Bettnachbar in Prosser´s Guest House hält an sein Bett gekettet einen Affen. Obwohl erst wenige Monate alt, hat er einen schrumpeligen, zerfurchten Altmännerkopf. Sein Herrchen, ein Saudiaraber, brabbelt wirr vor sich hin und schüttet abwechselnd Bier und Whisky in sich hinein. In seinem Mund stecken nur noch wenige Zahnstummeln. Er hat mir sein Geburtsdatum verraten, ungefragt. Er ist um wenige Tage Unterschied genau so alt wie ich.
Ihre beiden Gesichter fließen ineinander, der Affe schnarrt und krächzt, der Araber schnarrt und krächzt. Beider Mimik fließt ineinander, sie liegen auf dem Bett wie ein Liebespaar. Der Affe blickt blöd und verliebt, der Araber blickt blöd und verliebt. Die Tracht seiner Heimat, der schwarze Umhang mit den Kopfschnüren gerät über den Affen, der Alte wälzt seinen verschrumpelten kahlen Affenschädel übers Bett und der Affe schreit: Shut up, let’s go, Whisky good. Und der Saudi bleckt seine wenigen Zähne, die eigentlich dem Affen gehören, und schreit: Whisky good, lets go, shut up. Dann fallen sie sich erneut in die Arme. Der Affe pinkelt in seiner Verwirrung quer übers Bett, und der Glatzkopf rülpst einen Schluck Whisky aus. Ihre beiden Leiber fließen ineinander. Ein Nachbar zur andern Seite schreit: Das alte Schwein, jetzt fickt er seinen Affen.
Es war 4 Uhr in der Nacht, oder war es Nachmittag, und die Sonne war blind geworden? Ich wollte schlafen, ich starrte zur Decke, wo 2 Ventilatoren sich bemühten, den Irrsinn abzukühlen. Der Raum war voller Menschen, unerfindlich, ob sie hierher gehörten und zu welchem der übrigen 3 Betten. Oder ob sie überhaupt nicht in diese Absteige gehörten. Über mir sah ich das Gesicht eines Negerjungen. Er war aus Venezuela und wie ich erst seit ein paar Tagen in Bombay. Er fingerte an meinem Halskettchen herum und grinste mit seinem Riesenmaul: No Amigo, nix sleep. Very happy.
Ich war kurz vor der großen Erleuchtung, knipste das Licht aus. Die Bande jaulte auf, wie wenn ich etwas höchst Gemeines getan hätte. Das Licht war wieder an, leere Flaschen und Büchsen kullerten über den Boden. Der Junge trällerte: Oh gringo, nix good. Er saß wirklich über mir, fast auf meinem Kopfkissen. Ich hatte mein eignes, kleines samtenes Kopfkissen dabei, wie bei allen meinen Reisen im Orient. Hatte ich ihn vorhin nicht hinuntergeschubst, diesen kleinen schokoladigen Teufel? Und ihm bedeutet, er solle sich in sein Zimmer scheren?
Der Affe fiel mit dem Araber vom Bett, in seinem zahnlöchrigen Mund hielt er die Kette des Affen. Wie es aussah, war sein Besitzer eingeschlafen. War die Kette im Fallen in seinen Mund geraten? Der Affe war oberhalb des Betts aufs Fenstersims gesprungen und zog an der Kette. Er war der Herr und hielt an seiner Kette einen kahlschädeligen Affen.
Das Zimmer ist angefüllt mit Haschischdunst, der Negerjunge sitzend am Kopfende meines Betts eingedöst. Der Raum weitet sich. Ultramarinblau sickert von der Decke. Sterne wachsen aus dem Horizont. Auf jeden ist die Diamantspitze einer Pyramide gerichtet. Die Größe und Lage der Pyramide entspricht genau Größe und Lage des Sterns. Kein Krümel des Alls, der nicht durchlaufen wird von den Strahlen, die die Fortsetzung der Schenkel einer Pyramide sind. Unter jeder ruht ein Ei in Form eines Lingams. Unzählbare Fäden spannen sich vom Innersten des Eis zu allen Steinen, Gräsern, Affen, Bäumen, Huren, Arabern, Quallen, Negerjungen. Das Geheimnis des Alls ist das Geheimnis des Eis.
dieser teil des tagebuches ist sehr lyrisch und spannend