Morgenlandreise 54

Meine Stadterkundungen beginnen meist in einer Rikscha, zweirädrige gummibereifte Karren, von Männern gezogen. Nicht die schnellen, motorisierten bevorzuge ich, sondern die langsamen, von Hand gezogenen. Öfters bitte ich den Rikschamann, statt des Trabs um einen gemächlichen Trott, was auf Anhieb Unverständnis hervorruft. Sobald er aber verstanden hat, wie sehr ich am Schauen Gefallen finde und nicht vorhabe, irgendwo anzukommen, ja selbst gern zufuß schlenderte, bedürfte ich nicht seiner Ortskundigkeit und des Schutzes in der Wanne der Rikscha, wenn er das begreift, ist er’s zufrieden. Karatschi birgt so viele Überraschungen, als ungeübter Europäer wäre ich ohne Hilfe und Stütze überfordert.

Heute jedoch wollten wir schnell zu Captain Kassim. Sein Boot liegt etwas außerhalb des großen Hafens, eine Dschunke, ohne Motor, mit einem einzigen großen Segel. Capt Kassim, wie sie ihn nennen, hat noch einen Helfer an Bord, der sich um das Segel kümmert. Evert, Lia, Anna und Dina wurden längst ortsüblich umgetauft in Lalakarim, Jamila, Asra und Fatma. Kommt noch Sufi hinzu, dann sind wir auf dem Boot zu siebt und stechen in See. Bei Flaute unterstützen Lalakarim und Sufi die Mannschaft beim Rudern. Capt Kassim sitzt am Ruder. Ziel waren, gemäß unsres Wunschs, die der Küste vorgelagerten Hummerbänke.


Capt Kassim

Zu fünft angelten wir mit bloßen Angelschnüren, an deren Enden ein Stückchen Fisch gebunden war. Wir saßen auf der Bootskante, die Beine ließen wir zum Wasser hin baumeln und holten alle Minuten einen Krebs an Bord. Derweil bereitete Capt Kassim das Mahl auf den Planken des Schiffs vor. Sein Helfer putzte und schnitt das zwiebelige Gemüse, dazu gab‘s gebratne Eier und geröstetes Brot. Und Hummer bis zum Zäpfchen. Wir schlemmten wie im Schlaraffenland.


Der Bootsmann von Kassim

Drei Fische hatten wir gefangen, die wollte keiner, so nahm Capt Kassims Bootsmann sie mit nachhause.

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