Morgenlandreise 33

So wie die Europäerinnen sich ihre Lippen schminken, so schminkte sie ihre Schamlippen. Das Rot nahm sie aus dem Saft der Krappwurzel. Für die äußeren Schamlippen hellte sies auf mit Perlmuttstaub, bis es ein helles Rosa ergab. Innen färbte sie ihre Scham tief krapplackrot. Alle Schamhaare waren sorgfältig ausgezupft, das besorgte eine ihrer Dienerinnen. Den Hügel oberhalb rieb sie mit Amber und einigen Gewürzen ein und tupfte gemahlenes Efenbein darauf. Tamerlan pries diese Stelle ihres Körpers so: Das Licht des Monds, das durch den Flügel eines Schmetterlings scheint.


Kacheln in einem Palast in Schiras

Tamerlan, verschwenderisch in seiner Liebe wie in seiner Bauwut, legte oft zu Beginn ihres gemeinsamen Liebesspiels auf seine Zungenspitze eine kostbare Perle, die sie in sich nahm, ohne eine Hand zu rühren. Sie holte die Perle tief in sich hinein und ließ sie wieder hervorkommen, benetzt mit dem Saft ihrer Wollust. Jede dieser Perlen wurde hinzugereiht in eine Kette, von der Ferdausi schrieb, daß sie mehrere Meter maß.

Nisami, einige Zeit später, sagte:
Was ist keuscher als die Lust der Liebe?

In einer Strophe von ihm heißt es:
Es ist Eins, das sinkt ins Andre.
Und indem es geschieht, wird es ein Drittes.

Der Name der Frau wird nicht überliefert. Ich wage es nicht, schrieb Ferdausi, sollen andre den Frevel begehn.

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