Morgenlandreise 10

Eine Hure hat sich zurechtgemacht wie die Königin von Saba. Aus lauter Flitterkram und Perlenkettchen und Zeugs trägt sie ein mit den Haaren verflochtnes Krönchen. Die Hure Babylons, mindestens 60 ist sie, kreischt und schaut aufmunternd in die Runde.

Zu sehn gibts viel, so ist es nicht. Ich komme voll auf meine Kosten. Eine Kleine, vielleicht ist sie 16, sitzt mit einer Alten beisammen, sicherlich ihre Mutter. Meine Türken merken, daß mich die Kleine interessiert und schubsen mich auf sie zu. In dem Raum, das heißt eine Seite ist offen wie ein glasloses Schaufenster hinter Latten, hängen einige Drucke, fades sittsames Zeugs: ein junges Kätzchen, der Präsident, Kemal Atatürk, ein Wasserfall.

Auch diese Zeichnung mit Collage entstand um 1990.

Soll einen das aufheizen? Die aufgeilenden Bilder hängen in den Frisörläden.* Und hier: Allah-Sprüche und Gesticktes. In München hab ich einmal ein Straßenmädchen getroffen, das hatte Heiligenbildchen in der Tasche und ansonsten das Gemüt einer braven Landjungfer. Nun gut, ich kann mich nicht erwärmen für meine Kleine, für den ganzen Laden nicht.

Die Türken verstehen nicht, was mich zurückhält. Ich tue so wie wenn ich nicht verstünde, was sie zurückhält. So laufen wir noch ein paarmal herum, dann haben wirs und sitzen wieder im Taxi.


*Auf die Frisöre werde ich ein andermal zurückkommen.

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