Michael Bakunin und der Anarchismus Folge 6

Gefängniszelle in der Peter-Pauls-Festung

Im Oktober 1875, zwei Jahre vor seinem Tod, schrieb Michael Bakunin in einem Brief an einen Freund und alten Kampfgefährten:

Ich hasse den nun wieder überall siegenden oder zu siegen scheinenden Katholizismus, Klerikalismus. Es ist eine Schande für die Menschheit, eine Schande für alles, was in uns vernünftig, sittlich menschlich ist. Ich würde mich um die Pfaffen sehr wenig kümmern, wenn ihre Tätigkeit sich darauf beschränken würde, alte Esel noch mehr zu vereseln, aber sie ziehen die Erziehung der Kinder, der Zukunft, in ihre schmierigen Hände, und das ist ein wahres Unglück, denn sie machen nicht nur die Herzen und Köpfe der Jugend voll Lüge, nein, sie verfälschen systematisch und gründlich die organische Natur und die ganze natürliche Tätigkeit und Entwicklung beider – sie schaffen Lügner und Sklaven.*

Im übrigen hatte Bakunin nun Muße, sich seiner wilden kämpferischen Zeiten zu erinnern. Eine Biografie seines Heldenlebens zu verfassen, lag ihm fern. Er war Zeitlebens ein Mann der Tat, nur die Erinnerungen daran wollte er für sich gelten lassen. Ganz Europa, ja die ganze Welt hatte seine abenteuerlichen Lebenssituationen verfolgen können: seinen Kampf auf den Barrikaden in Dresden 1848, seine Gefängnisse in Österreich 1850, dann seine Auslieferung an Rußland in das schlimmste aller Gefängnisse, die Peter-Pauls-Festung in St. Petersburg.

Der Zar begnadigte ihn schließlich zu lebenslanger Verbannung nach Sibirien.

Es gelang ihm nach vielen Jahren eine verwegene Flucht über Japan, Schweden, Nordamerika, schließlich wieder nach Europa.

Bakunins Grabmal in Bern


*Wenn wir für das Wort Pfaffen die Kirchen, die Grünen, die SPD und die Linken insgesamt einsetzen, haben wir genau unsre heutige Situation.

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