meline wandte sich nicht ab

du mußt durch das steigen, durch das du fallen kannst.
Hevajra-Tantra

ich war in kattun gehüllt. ich bewegte mich so, als haßte ich alle geräusche. dann vernahm ich männerstimmen. die herren bekamen mich nicht in griff. ich marodierte in der landschaft und wünschte ein neues gefüge.

als er sich näherte, wandte ich mich nicht ab. er versperrte mir den weg und sagte, er habe einen dorn in der vorderpfote. meine angst verschwand, als ich in seine augen blickte. ich nahm seine pfote auf den schoß und zog den dorn heraus. um den schmerz zu stillen, gab ich spucke auf die wunde.

er hielt es für einen kuß und richtete sich auf. ich zögerte einen moment, er legte die hand auf meinen kopf und drückte mich in die hocke. schon fühlte ich ein verlangen nach klarheit und murmelte davon. mit einem geraunten wort unterbrach er mich, als spürte das tier meine schwäche für kurze befehle. hernach lehnte er mich an eine mauer, hob meinen fuß und prüfte ihn genau. mit dem gesicht zur mauer spürte ich ein pochen und kam mir vor, wie eine stute, die verkauft werden sollte.

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Malerei: Shiva-Shakti (Himachal Pradesh, 18. Jh.)

es war nicht winter, es war nicht sommer – es war unsere jahreszeit. dann entblößte er mich und sah mich ohne jede zurückhaltung an. nachdem sein hunger gestillt war, ließ er von mir ab, ging zu einem baum und urinierte. ich hielt es nicht lange aus: ich ging hin und bat, er möge sich in meine handfläche erleichtern. fortan war ich teil seiner täglichen beruhigung, doch ich empfand mich nie als dünger. sehr früh spürte er meine machtlosigkeit gegen seine wünsche. wenn er sich mit glühenden augen näherte, schüttelte ich zwar den kopf, aber es kam bewegung in meinen körper und meine stimme wurde belegt. dann hatte er ein leichtes spiel mit seiner meline, wie er mich nannte. und auch ich trieb meine spiele mit ihm. ob er beleidigt wäre, wenn ich ihn bitten würde, mich zu küssen, schnurrte ich. dabei zog ich das kleid halb von den schultern und fragte, ob er es genieße, meine brüste rauh anzufassen? und schon übernahm er mich und meine münder.

mein beschützer ernährte sich ausschließlich von stroh und meiner milch. in seiner abwesenheit scherzte ich, mein mann sei vegetarier. er hingegen erzählte gerne, er habe mich im gebüsch gefunden. nie habe ich richtig begriffen, ob er ein vernünftiges wesen ist oder ein ungeheuer. in welcher sprache wir kommuniziert haben? das weiß ich nicht mehr, das ist auch nicht wichtig, wenn eine frau soweit ist? nachdem er mich das erste mal genommen hatte, nachdem ich vor erregung fast geschrien hatte, nachdem ich sein glied beinah verschlungen hatte, ging er über zu meiner bezähmung.

er brachte mich zu einem friseur und ließ mir eine glatze schneiden. noch vor dem laden mußte ich mich ausziehen und ein paar seiner hosen anziehen, schuhe brauchst du nicht. er schlich um mich und murmelte: die glocken müssen frei sein, sonst locken sie niemanden. meinen oberkörper ließ er nackt, meine hände band er zusammen und zog mich hinter sich her ins nächste polizeirevier. dort sprach er mit einem polizisten und zeigte auf mich. schließlich wandte sich der polizist an mich mit einer frage. ohne lange zu zögern, nickte ich. der polizist schüttelte den kopf und bat uns, das revier zu verlassen. seither bin ich mir seiner zuneigung sicher. seither weiß ich auch, daß ich ihn beschützen muß.

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