Zeichnung: Rolf Hannes
Ich meine die politisch besungene Freiheit. Die Freiheit, die ständig in unseren kapitalistischen Breiten landauf landab besungen wird. Sie wird hochgelobt an der Wallstreet, sie wird auf die Fahnen geschrieben von Goldman Sachs, sie glänzt in den Reden der Wirtschaftsökonomen, die das BruttoInlands-Produkt beschwören, sie ist das Lieblingswort unserer Sonntagsredner aller Konfessionen und Parteien. Besonders beliebt ist die Freiheit bei Politikern und Wirtschaftsbossen, wenn es gilt, die Aufmerksamkeit der Zuhörer einzuschläfern. Diese Freiheit ist das Instrument zur Verteidigung des zerstörerischen Kapitalismus.
Und was ist ein Wechselbalg? Im neuen Duden findet dieses Wort nicht mehr statt. Also schaue ich im grimmschen Wörterbuch nach, diesem Jahrtausendwerk für die deutsche Sprache, das leider keine Schule gemacht hat. (Hätte es Schule gemacht, hätten die Deutschen jetzt eine schönere und gültigere Schriftsprache. Wir würden die unselige Großwörterei überwunden haben. Statt der vielen und heutigentags oft ganz ganz falschen Großschreibung hätten wir eine flüssige kleinschreibung. weniger großkopfete buchstaben, dafür mehr hirn im kopf).
Also, was ist ein Wechselbalg? Es ist die bezeichnung eines von einem unhold erzeugten und an stelle eines menschenkindes der wöchnerin untergeschobenen kindes.
Das ist die erste Erklärung der Grimms. Eine weitere beruft sich auf Luther: nicht ein natürlich kind, sondern ein monkalb, oder wechselbalck.
Genau dieses mon(d)kalb oder wechselbalck ist unsre politisch in höchsten Tönen besungene Freiheit.
Und wer ist der gefürchtete Gegner dieser Freiheit? Es ist die Gerechtigkeit.