Wittgenstein kommt so von der logischen Analyse der Sprache zur Beschreibung der Sprache nachdem sie verwendet wurde. Wir können also nicht Sprache beschreiben während wir sie verwenden. Der Gebrauch eines Worts ist seine Bedeutung. Die Bedeutung deutet hin auf ein Ding durch das Wort (Frege: Jede Bezeichnung hat eine Bedeutung).
Es besteht also zwischen Ding und Wort keine notwendige Korrelation, sondern eine Handlungsharmonie. Wir können die Sprache demnach als ein Spiel auffassen, das nach gewissen Regeln funktioniert. Hier kann man Sprache mit dem Schachspielen vergleichen.
Von der logischen Form kommt Wittgenstein also zum Spiel, zur Harmonie von Sprache und Welt. Die Regeln sind dabei nicht fundamental, können jederzeit gebrochen werden, und daher kann man erst Regeln herausfinden, nachdem gesprochen wurde.
Der Kaiser steht nackt vor seinem Volk. Das Volk wird befragt, wie ihm seine neuen Kleider stehen und das Volk sagt, sie stehen ihm gut. Das Kind jedoch sagt, der Kaiser sei nackt. Im Nachhinein hat das Kind recht, das mehr Wahrheit aussagt als das Volk. Aber im Augenblick ist das Volk in der Mehrheit. Im Nachhinein kann man also die Sprachregel feststellen, die zwischen Volk und Kaiser galt.
Sprache/Handlungsregeln verändern sich nicht willkürlich, sondern mit einer gewissen Trägheit.
Wittgenstein schlägt also in seiner Philosophie den Bogen von der kristallklaren logischen Form zum weichen Spiel der Handlungsregeln.
Findet man eine Wahrheit, ist sie unumstürzbar – angenommen aber, sie ist falsch, was dann?
Sprache ist nach Wittgenstein eine Handlung unter anderen, ein Operieren mit Zeichen. Es geht dabei um Harmonie und nicht um letzte Aussagen. Wir einigen uns sozusagen immer wieder in diesem Spiel auf unsere Handlungsregeln, die wir im Nachhinein betrachten können.
Ludwig Wittgensteins Grab in Cambridge
Ende (gut, alles gut)