Frauen wird ständig eingeredet, sie würden diskriminiert. Studie: Mehrheit strebt nach klassischem Familienbild.
Von reitschuster.de
Seit dem 1. August 2022 muss bei der Nachbesetzung von Führungspositionen in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten mindestens eine Frau berücksichtigt werden. Diese gesetzliche Regelung gilt, wenn der Vorstand aus drei oder mehr Personen besteht. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte dazu: „Wir brauchen feste Quoten, um die gleichberechtigte Teilhabe in Führungspositionen durchzusetzen.“
Aber: Die oft zitierte Diskriminierung von Frauen in der Berufswelt scheint es in dieser Form überhaupt nicht zu geben. Zu diesem laut eigener Aussage auch für sie selbst überraschenden Ergebnis kommen die beiden deutschen Professorinnen Margit Osterloh und Katja Rost in einer aktuellen Studie, über die die „Sonntagszeitung“ und weitere Schweizer Medien derzeit berichten.
Osterloh ist die ehemalige Vorsitzende der Gleichstellungskommission an der Uni Zürich, Rost ist ihre Nachfolgerin in diesem Amt. An der Untersuchung nahmen rund 10.000 Studentinnen der ETH und Uni Zürich teil. Dabei wurden sie unter anderem zu ihren beruflichen Ambitionen, ihre Prioritäten bei der Partnerwahl oder den Vorstellungen zu ihrem Familienbild befragt.
Die Mehrheit will einen erfolgreichen Mann – und Kinder!
Für die Autorinnen ergeben sich „keinerlei Hinweise“, das Fehlen von Frauen in den Führungsetagen großer Unternehmen habe etwas mit geschlechtsbezogener Diskriminierung zu tun. Eher im Gegenteil: „Quoten und andere Vorzugsbehandlungen von Frauen führen nicht zu mehr Lebenszufriedenheit, aber zu einer Diskriminierung von ambitionierten Männern“, wie es in der Studie heißt.
Im Klartext: Nur 19 Prozent der Frauen, die in sogenannten „Frauenfächern“ wie etwa Psychologie, Soziologie oder Pädagogik tätig sind, wollen auch dann noch in Vollzeit arbeiten, wenn sie ein Kind haben. Bei den befragten Studentinnen in „Männerfächern“, zum Beispiel Physik, Informatik oder Ingenieurwesen, steigt dieser Anteil zwar auf 39 Prozent, stellt aber immer noch eine Minderheit dar.
Osterloh und Rost kommen deshalb zu dem Schluss, die Untervertretung in Vorständen sei keine Diskriminierung, sondern von der Mehrheit der Frauen selbstgewollt. Die meisten Teilnehmerinnen wünschen sich einen Mann, der älter und beruflich erfolgreicher ist als sie selbst und für das Haupteinkommen der Familie sorgt.
Die Studie aus der Schweiz räumt dabei gleich mit mehreren Vorurteilen auf. In Gesellschaft und Medien wird immer öfter der Eindruck vermittelt, junge Frauen würden keine Kinder mehr wollen. Nicht selten werden zur Stützung dieses Narrativs sogar regelrechte Kampagnen gegen Kinder gefahren. Die Lebenswirklichkeit der Studentinnen – zumindest von denen in Zürich – scheint aber auch im Jahr 2023 immer noch eine andere zu sein.
Und auch das Vorurteil von der vermeintlich systematischen Diskriminierung der Frauen lässt sich allem Anschein nach nicht halten. Viele der befragten Teilnehmerinnen beantworten die Frage nach dem Vorhandensein der Benachteiligung von Frauen zwar mit „Ja“, gaben gleichzeitig aber an, selbst nie eine solche Erfahrung gemacht zu haben.
Margit Osterloh, die das Ergebnis ihrer eigenen Studie „schlichtweg umgehauen“ hat, sagt zu diesem scheinbaren Widerspruch: „Ich kann mir das nur damit erklären, den Frauen wird ständig eingeredet, sie würden diskriminiert.“ Dies habe dazu geführt, dieses Denken werde von vielen Frauen verinnerlicht. Oder mit anderen Worten: Steter Tropfen höhlt auch bei diesem Narrativ den Stein!
Für die Besetzung von freien Professuren an Hochschulen schwebt den Autorinnen deshalb ein ganz neuartiges Verfahren vor. Unter allen für geeignet und ausreichend qualifiziert erachteten Bewerbern soll künftig das Los entscheiden, völlig unabhängig vom jeweiligen Geschlecht.
Was für die Schweiz eine gute Idee sein mag, könnte in Deutschland aber schnell für Argwohn sorgen, wie etwa das angebliche Losverfahren bei einem Bürgerdialog mit Bundeskanzler Olaf Scholz gezeigt hat.