Der österreichische Rundfunk will Katzen zu Veganern umerziehen: „Studie“ zum Selberbasteln.
Von Kai Rebmann
Wer kennt es nicht? Kater Karlo kehrt von seinem täglichen oder auch nächtlichen Streifzug durch die Nachbarschaft zurück und schleppt allerlei Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Salat an. Im Sommer dürfen es – saisonal bedingt – natürlich gerne auch mal Erdbeeren oder Himbeeren sein.
So sieht die Lebenswirklichkeit von Millionen Katzenbesitzern in Österreich aus. Jedenfalls scheint das der ORF zu glauben. Oder er will es zumindest seinen Zwangsgebührenzahlern glaubhaft machen. Der Sender gesteht in der Einleitung eines aktuellen Beitrags zwar noch ein, dass Katzen „anatomisch strenge Fleischfresser“ sind und eine rein auf Gemüse basierende Ernährung den Stubentigern gehörig auf den Magen schlagen würde.
All das aber wohl nur, um anschließend umso kräftiger an diesem vermeintlichen Narrativ rütteln zu können. Denn auch die Lebensmittelindustrie hat den milliardenschweren Haustiermarkt natürlich längst für sich entdeckt. Und so weiß der ORF zu berichten, dass es mittlerweile auch „vegane Futtermittelalternativen (gibt), die Vierbeiner mit allen nötigen Nährstoffen versorgen sollen.“ Diesen Produkten würden Spurenelemente wie Zink und Selen sowie die Vitamine A, B, D und E zugesetzt.
Warum also einfach – die Katze einfach Katze sein lassen – wenn es auch umständlich geht? Dass vegane Nahrungsergänzungsmittel für Katzen, ebenso wie bei den Pendants für den Menschen, vor allem deutlich teurer sind als die artgerechten Futtermittel versteht sich natürlich von selbst, erfahren die ORF-Kunden aber nicht.
Stattdessen wird eine ganze Reihe von vermeintlichen Vorteilen aufgezählt: „Die veganen Alternativen enthalten neben Hülsenfrüchten wie Ackerbohnen und Erbsen auch hydrolisierte Proteine und kommen so mitunter auf den dreifachen Proteingehalt als handelsübliche Tierfutter mit Fleisch.“ Ebenso könne auf diesem fleischlosen Weg auch der tägliche Bedarf an der essentiellen Aminosäure Taurin gedeckt werden.
Und weiter: „Man kann leicht vergessen, dass Haustiere nicht Fleisch oder irgendeine andere bestimmte Zutat brauchen, sondern einfach spezifische Nährstoffe.“ Diese Aussage kann man für Haustiere im Allgemeinen vielleicht – eventuell mit Abstrichen – noch gelten lassen, für Katzen im Speziellen aber sicher nicht.
Es kommt aber noch besser bzw. schlechter. Laut dem ORF können Katzen fleischlos offenbar nicht nur ein glücklicheres Leben führen, sondern vor allem auch ein gesünderes. Belegt werden soll dies durch eine sogenannte „Studie“, die alles, was man bisher über die Ernährung der Katze zu wissen geglaubt hat, zu widerlegen versucht.
Autor Andrew Knight von der University of Winchester behauptet: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass vegan gefütterte Katzen nicht gleich gesund, sondern gesünder sind als jene, die Fleisch bekommen.“ Über ein Jahr lang sei dazu die Gesundheit von veganen Katzen (127 Tiere) und fleischfressenden Katzen (1.242) beobachtet worden.
Schon die Tatsache, dass das Verhältnis der Vergleichsgruppen bei 1:10 liegt, könnte einen Hinweis darauf liefern, dass es gar nicht so leichtgefallen ist, genügend Leute zu finden, die ihre Stubentiger vegan ernähren. Die „Studie“ hat aber einen noch viel größeren Haken, den der ORF so beschreibt: „Die Gesundheit der Katzen wurde allerdings ausschließlich über die Einschätzung der Besitzerinnen und Besitzer erhoben.“
Und genau hier liegt der Hase – nein, die Katze natürlich – im Pfeffer. Mit Wissenschaft hat eine solche Arbeit selbstredend rein gar nichts zu tun. Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass vor allem solche Halter ihre Katzen vegan ernähren, die auch für sich dem Fleisch abgeschworen haben. Und wer wird im Rahmen einer Studie zum Selberausfüllen dann gerne einräumen wollen, dass die Ernährung seines Vierbeiners zwar politisch korrekt ist, diesem aber nicht unbedingt guttut?
Wo es um das Motto „Du bist, was du isst“ geht, darf natürlich auch die Diskussion um den CO2-Fußabdruck nicht fehlen. Und so fährt der ORF eine weitere Studie auf. Die ist zwar aus dem Jahr 2020, passt aber haargenau ins ideologische Profil. Der geneigte Gebührenzahler erfährt: „Die Produktion von Haustierfutter ist laut einer Studie der Universität Edinburgh aus 2020 für 106 Millionen Tonnen Treibhausgase jährlich verantwortlich, was immerhin drei Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Emissionen entspricht.“
Und weiter: „Weltweit gibt es geschätzt 373 Millionen Hauskatzen. So eine große Population hat einen ordentlichen ,ökologischen Pfotenabdruck’, wenn sie von Fleisch lebt“, wird eine der Autorinnen der schottischen Studie zitiert.
„UK Pet Food“, der bei dieser Frage selbstverständlich völlig unabhängige und neutrale britische Handelsverband für Haustierfutter, darf ebenfalls noch seinen Senf dazugeben. Von einem „hausgemachten“ veganen Futter sei abzuraten – wer hätte das gedacht? – ansonsten spreche aber nichts dagegen. Schließlich seien „gute industrielle vegane Produkte verfügbar, die wichtige Nährstoffe nicht aus tierischen Quellen ziehen, sondern synthetisch fertigen.“ Im Idealfall könne man aber auch einen Experten für Haustierernährung hinzuziehen, empfiehlt der ORF.
Oder man belässt es schlicht bei der artgerechten Ernährung von Katzen. Denn einen nicht ganz unwichtigen Hinweis liefert der ORF dann doch noch, wenn auch ganz am Ende des Artikels: „Ob die veganen Tierernährung womöglich unerwünschte Langzeitfolgen hat, muss dafür ebenfalls noch untersucht werden.“