Inflation

Von Boris Reitschuster

Wie von Zauberhand: Inflations-Schrumpfung durch Statistik Bemerkenswertes amtliches Zahlenwunder

„Inflation ist eine Form der Besteuerung, die ohne jede Gesetzgebung durchgesetzt werden kann“, sagte der US-Ökonom Milton Friedman: „Inflation ist die destruktivste Krankheit, die man in modernen Gesellschaften kennt. Nichts wird eine Gesellschaft so grundlegend und so völlig zerstören wie eine Inflation, die man wuchern lässt“.

Tatsächlich ist die Inflation nichts anderes als die Enteignung des kleinen Mannes, des Sparers und des Besitzers von Lebensversicherungen – während etwa Aktionäre und Vermögende dank Sachwerten deutlich bessere Chancen haben, mit einem blauen Auge davonzukommen.

Nimmt man die Warnung des Wirtschaftswissenschaftlers Friedman ernst, steuern wir mit Inflationsraten, die teilweise schon zweistellig sind, in die Katastrophe. Und was tun Politik und Medien? Erstere rechnet die Inflation schön, und Letztere versuchen, genau das schönzureden.

Geradezu phänomenal ist ein hinter einer Bezahlschranke stehender Beitrag des „Spiegel“ unter dem Titel: „Inflation: Warum die Inflationsrate nachträglich geschrumpft wurde“. Darin ist dem Magazin kein Winkelzug zu absurd, um langatmig und logikfremd zu erklären, warum Kritik an der „Anpassung“ und „Senkung“ der Inflationsrate durch das Statistische Bundesamt das ist, was heute für Spiegel & Co. jegliche nicht-grüne Kritik am Regierungshandeln ist: ein „Verschwörungsmythos“.

„Der Verbraucherpreisindex, Grundlage der Inflationsrate, misst anhand von rund 700 Waren und Dienstleistungen, wie stark sich der Alltag für die Deutschen verteuert. Nach vielen Jahren mit niedrigen Preissteigerungen ist die Inflationsrate im vergangenen Jahr in die Höhe geschossen. Im Oktober stieg die Teuerungsrate sogar erstmals seit Jahrzehnten über zehn Prozent“, schreibt das Blatt.

„Wer diese Werte noch im Kopf hat, könnte sich mittlerweile wundern. Denn nicht nur die aktuellen Inflationsdaten sind inzwischen wieder einstellig und dürften laut der aktuellen Frühjahrsprognose führender Wirtschaftsforschungsinstitute weiter sinken. Auch die Zahlen der Vergangenheit sehen seit Kurzem weniger dramatisch aus. So liegt die offizielle Inflationsrate für Oktober 2022 jetzt bei weniger als neun Prozent. Die noch im Herbst vermeldeten zweistelligen Raten sind verschwunden“, so der Spiegel.

Und verteidigt sodann die statistischen Tricks des Amtes nach allen Regeln der Propaganda-Kunst – und diffamiert Kritik als „Verschwörungstheorie“. Tatsächlich trifft es zu, dass das Statistische Bundesamt (Destatis) alle fünf Jahre das Gewicht neu bestimmt, mit dem einzelne Güter in den Warenkorb einfließen, auf dessen Grundlage die Inflation berechnet wird. Was der „Spiegel“ aber verschweigt: Dass diese Methode nach Ansicht von Kritikern in Hütchenspieler-Manier betrieben wird.

Wegen der Corona-Maßnahmen wurde diesmal noch stärker wie mit Zauberhand agiert als üblich. Um etwa „Verzerrungen“ durch die zwangsweise Schließung von Restaurants und Hotels „abzumildern“, „haben die Statistiker einen Mittelwert gebildet aus 2020, dem Vorkrisenjahr 2019 sowie dem zweiten Pandemiejahr 2021“, so der „Spiegel.“

Besonders absurd: „Die größte Veränderung im neuen Wägungsschema findet sich ausgerechnet im Bereich Wohnen, zu dem auch Haushaltsenergie gehört. Dessen Anteil sank um ganze 6,5 Prozentpunkte.“ Es ist kaum zu glauben: Der „Wägungsanteil“ von Gas wurde mehr als halbiert, der von Heizöl sogar gedrittelt. Selbst der „Spiegel“ kommt hier nicht umhin, zwischen den Zeilen die Fakten auszusprechen: „Aus politischer Sicht erscheint das praktisch, schließlich schossen seit Beginn des Ukrainekriegs insbesondere die Gaspreise massiv in die Höhe. Dass zugleich ihr Wägungsanteil gesenkt wurde, erkläre ‚zu einem großen Teil die nun geringeren Inflationsraten für Waren und Dienstleistungen insgesamt‘, so Destatis.“

Natürlich wird dieser Hütchenspielertrick dann sofort schöngeredet.  Energie sei im Jahr 2020 ungewöhnlich günstig gewesen, wegen Corona. Zugleich „gab es auch Mengeneffekte, weil sich die Nachfrage nach bestimmten Gütern änderte.“ Wie bitte?

Weiter heißt es: „Im Vergleich zu früheren Neuberechnungen dürften Mengen- und Preiseffekte ‚aufgrund der starken Veränderungen beim Konsum und insbesondere bei den Energiepreisen deutlich zugenommen haben‘, so Destatis.“ Warum das dann zu einer Senkung der Inflationsrate geführt hat, erklären weder der „Spiegel“ noch „Destatis“.

Besonders pikant: Die vorläufigen Inflationszahlen für Januar veröffentlichte das Bundesamt erst mit einer Woche Verspätung. Offiziell wurden dafür IT-Probleme als Begründung angegeben. Kritiker, die glauben, dass noch an den Zahlen „gefeilt“ werden musste, sind für Spiegel & Co. natürlich „Verschwörungsideologen“.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die gefühlte Inflation – etwa beim Einkaufen – wenig mit der offiziellen Inflationsrate zu tun hat, kennen Sie nun die Antwort. Statt die Ursachen des Problems – eine expansive Ausweitung der Geldmenge und Zinsen, die weit unter der Inflationsrate liegen – anzugehen, wird das Problem schöngerechnet. Das ist in etwa so, wie wenn der Arzt einem Patienten mit hohem Fieber das Thermometer neu justiert, um dann zu konstatieren: „So schlimm ist es ja gar nicht

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