Boris Reitschuster:
Ich traute meinen Ohren nicht, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn neulich vor die Bundespressekonferenz trat. Hört man dort von der Regierung seit dem Winter in Dauerschleife ein Werben für die Corona-Impfung, so warb Spahn diesmal für die Grippe-Impfung. Auch die Hygiene-Maßnahmen seien nun auch wegen der Grippe nötig, beteuerte Spahn. Die Grippe gab es aber schon immer. Bekommen wir jetzt Impfkampagnen und Hygiene-Regeln für immer?
Vor der Reklame für die Grippe-Impfung teilte Spahn mit, die Corona-Lage sei zurzeit trotz Reiserückkehrern und Schulbeginn unter Kontrolle. Bislang seien 108 Millionen Impfdosen an den Mann oder an die Frau gebracht worden, vier von fünf Erwachsenen und 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren seien geimpft.
Spahn teilte mit, er habe sich gegen die Grippe impfen lassen. Die Impfungen gegen Grippe und Corona ließen sich gut kombinieren, so der Gesundheitsminister. In diesem Jahr stünden 27 Millionen Grippe-Impfdosen bereit, schon seit Oktober. Im vergangenen Jahr habe es aufgrund der AHA-Regeln praktisch keine Grippe-Saison gegeben, so der Minister. Umso stärker dürfte die Grippe-Saison in diesem Jahr ausfallen. Vor allem bei Älteren und Vorerkrankten könne auch die Grippe schwere Verläufe nehmen. „Daher meine Bitte“, so Spahn: „Lassen Sie sich gegen die Grippe impfen!“ Es drohe mit Corona und Grippe eine Doppelbelastung für das Gesundheitswesen. Dies ließe sich durch „einen einfachen Pieks verhindern“. Er meinte wohl doppelte bzw. dreifache Piekse.
Neben Spahn warben auch der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sowie der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, für die Grippe-Impfung. Mertens betonte, „ es kommt bei der Impfung nicht nur auf Corona an“.
„Je mehr Menschen sich gegen Grippe und Corona impfen lassen, desto besser kommen wir durch diesen Winter“, sagte Wieler. Auch die Grippe sei eine Atemwegsinfektion, betonte er: „Wenn im Winter viele Menschen mit Grippe und COVID-19 ins Krankenhaus müssen, kann das Gesundheitssystem überlastet werden“, so Wieler.