Die beiden Frauen, Anna und Bertha, unterhalten sich weiter.
Zeichnung: Rolf Hannes
A: Also, die fetten, die großen Hilfsorganisationen sind ja global organisiert.
B: Sie meinen wie die Firmen und die Finanzindustrie?
A: Genau so. Und genau so korrupt.
B: Wird das denn erlaubt?
A: Das wird nicht nur erlaubt, das wird gefördert.
B: Das müssen Sie mir erklären.
A: Stellen Sie sich einige weltweit operierende Hilfsorganisationen vor. Glauben
Sie, die kooperieren miteinander?
B: Das würd ich doch meinen.
A: Weit gefehlt. Die konkurrieren miteinander. Eine ist der andern nicht grün.
Jede für sich will das dickste Geschäft.
B: Wie bei den Firmen und Banken?
A: Genau. Und wie das globalisierte Geld, gibt es die globalisierte Not. Wenn in Afghanistan nichts mehr zu holen ist, ziehen sie nach Haiti. Wenn dort nichts
mehr zu holen ist, ziehen sie nach Afrika.
B: Wie eine Herde, die die Not abgrast?
A: Das ist ein treffendes Bild. Solange die Not abgegrast werden kann, fressen sie
sich satt. Danach ziehen sie dahin, wo es lohnender ist.
B: Und lassen die Leute in Armut und Not zurück?
A: Oft geht es den Leuten nach der Hilfeleistung noch schlechter.
Fußnote: Alle Hilfsorganisationen haben eine Alibifunktion, damit die dreckigen Geschäfte sauber weiterlaufen können. Der einzelne Helfer mag ein edler Mensch
sein und sich wirklich einsetzen für die Menschen, aber er wird dann genau so
mißbraucht und genasführt wie diejenigen, denen er helfen will.
Als Einübung in die Philosophie des Alltäglichen zu beherzigen:
Das Halbwissen ist siegreicher als das Ganzwissen: es kennt die Dinge einfacher,
als sie sind, und macht daher seine Meinung faßlicher und überzeugender.
Friedrich Nietzsche ◊ Menschliches, Allzumenschliches
Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Mißtrauen, die Spottlust sind Anzeichen
von Gesundheit: alles Unbedingte gehört in die Pathologie.
Friedrich Nietzsche ◊ Jenseits von Gut und Böse