Am 21. November 1811 schreibt Heinrich von Kleist seiner Schwester Ulrike von Kleist den letzten Brief, bevor er sich mit seiner Seelenfreundin Henriette Vogel gemeinsam das Leben nimmt:
Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, mit dir versöhnt zu haben. Laß sie mich, die strenge Äußerung, die in dem Briefe an die Kleisten enthalten ist, laß sie mich zurücknehmen, wirklich, du hat an mir gethan, ich sage nicht, was in Kräften einer Schwester sondern was in Kräften eines Menschen stand, um mich zu retten: die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit, dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß.
Stimmings bei Potsdam Dein Heinrich.
am Morgen meines Todes
Grab von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee (Foto von Jochen Teufel)
Die erwähnte Stelle an die Kleisten meint den Brief vom 9. November 1811 an Marie von Kleist, geb. von Gualtieri, (1761 – 1831) verheiratet mit Friedrich Wilhelm von Kleist:
Etwa Ulriken? – ja nein, nein ja: es soll von ihrem eignen Gefühl abhangen. Sie hat, dünkt mich, die Kunst nicht verstanden sich aufzuopfern, ganz, für das was man liebt, in Grund und Boden zu gehn.