Der Stellmacher
© Rolf Hannes
Fürst Hwan von Khi, der erste seiner Dynastie, saß unter seinem Baldachin und las ein Buch der Philosophie. Und Phien der Stellmacher war draußen im Hof und machte ein Rad.
Phien legte Hammer und Beitel beiseite, stieg die Treppen hoch und sagte zu Fürst Hwan: Darf ich fragen, Gebieter, was liest du da? Der Fürst sagte: Die Experten, die Autoritäten. Und Phien fragte: Lebend oder tot? Der Fürst sagte: Seit langem tot. Dann, sagte der Stellmacher, liest du nurmehr den zurückgelassenen Dreck. Der Fürst antwortete: Was verstehst du davon? Du bist nur ein Stellmacher. Und du bist mir eine Erklärung schuldig, oder du mußt sterben.
Der Stellmacher sagte: Laßt uns die Sache von meiner Sicht aus sehen. Wenn ich Räder mache, und ich zu leichthändig bin, fallen sie auseinander, bin ich zu grob, passen sie nicht. Aber bin ich weder zu leichthändig noch zu heftig, gelingt es. Auf die Arbeit kommt es an. Du kannst es nicht in Worte fassen. Du mußt bloß wissen, wie es geht. Ich kann nicht einmal meinem eignen Sohn genau sagen, wie es gemacht wird. Und mein eigner Sohn kann’s von mir nicht lernen.
Hier bin ich, siebzig Jahre alt, mache immer noch Räder. Die Alten nahmen all ihr Wissen mit ins Grab. Mithin, Gebieter, was du dort liest, ist nur der Plunder, den sie zurückließen.
Tao bedeutet ursprünglich Weg. Taoismus ist keine Religion, wenn er auch viele religiöse Gruppen beeinflußt hat, er ist vielmehr eine mystisch-philosophische Weltschau.
Dschuang Dsi heißt: Meister Dschuang, chinesischer Philosoph und Dichter, um 365 vor der Zeitrechnung bis 290