Geschichten von Dschuang Dsi 2

Die Schildkröte

Dschuang Dsi 2

© Rolf Hannes

Dschuang Dsi fischte mit seiner Bambusstange im Fluß Pu als der Prinz von Dschu zwei Vizekanzler mit einem Schreiben sandte: Hiermit ernennen Wir dich zum Premierminister.

Dschunag Dsi, seine Bambusstange haltend, den Fluß betrachtend, sagte: Mir wurde erzählt, hier ist eine heilige Schildkröte vor dreitausend Jahren geopfert und heiliggesprochen worden, verehrt vom Prinzen, gehüllt in Seide in einem kostbaren Schrein auf einem Altar im Tempel.

Was glaubt ihr? Ist es besser, sein Leben aufzugeben, um für dreitausend Jahre ein heiliger Schildkrötenpanzer zu sein als Kultobjekt in einer Wolke von Weihrauch, oder ist es besser zu leben und als einfache Schildkröte ihren Schwanz durch den Schlamm zu ziehen?

Für die Schildkröte, sagte einer der Vizekanzler, ist es besser zu leben und ihren Schwanz durch den Schlamm zu ziehen.

Geht heim, sagte Dschuang Dsi, laßt mich hier meinen Schwanz durch den Schlamm ziehen.

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Tao bedeutet ursprünglich Weg. Taoismus ist keine Religion, wenn er auch viele religiöse Gruppen beeinflußt hat, er ist vielmehr eine mystisch-philosophische Weltschau.

 

Dschuang Dsi heißt: Meister Dschuang, chinesischer Philosoph und Dichter, um 365 vor der Zeitrechnung bis 290

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