Geschichte eines vermeidbaren Kriegs Folge 3

Im Westen will man nicht wahrhaben, dass der ukrainische Staat und die ukrainische Armee von den «Banderisten» der nationalistischen extremen Rechten unterwandert werden. Es handelt sich in der Tat um eine Minderheit – etwa 2 Prozent der Bevölkerung, das sind immerhin 850 000 Menschen –, aber eine sehr aktive Minderheit, die nicht zögert, an jedem 1. Januar durch die Straßen von Kiew zu marschieren und dabei Fahnen mit dem Logo der SS-Division «Das Reich» zu schwenken, jener Division, die das Massaker von Oradour-sur-Glane verübte. Das Tragen dieser Fahnen ist in der Europäischen Union verboten. Ebenso werden Statuen und Straßen, die zu Ehren von Stepan Bandera umbenannt wurden, ignoriert, obwohl dessen Anhänger («Banderisten») aktiv am Holocaust und am Massaker von Babi Jar beteiligt waren.

Diese von den USA auf die Ukraine angewandte Strategie des Trojanischen Pferds wurde 2019 offiziell mit dem Bericht der Rand Corporation (einem Ableger des Pentagons) bestätigt. Russland wird dort dreißig Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs erneut als strategischer Hauptfeind der USA beschrieben, und es werden Kosten und Nutzen der verschiedenen amerikanischen Optionen in dieser Hinsicht bewertet.

Verzerrtes Gleichgewicht

Das Ereignis, das den Stein ins Rollen bringt, findet im Jahr 2021 statt, als Russland bewußt wird, dass seine Warnungen nichts gebracht haben und die Ukraine de facto ein Nato-Mitglied geworden ist. Einer der prominentesten amerikanischen Geopolitik-Experten, Professor John Mearsheimer von der University of Chicago, sowie der Ökonom und ehemalige Uno-Wirtschaftsberater Jeffrey Sachs haben die politische Mechanik hinter Russlands militärischer Offensive anschaulich erklärt.

Blicken wir kurz zurück:

  1. März 2021: Fünfzig Tage nach seinem Amtsantritt bezeichnet US-Präsident Joe Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Mörder.

18./19. März 2021: US-Aussenminister Antony Blinken und US-Sicherheitsberater Jake Sullivan versuchen, die Chinesen davon abzubringen, sich mit Russland zu verbünden.

  1. März 2021: Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnet ein Dekret, in dem er ankündigt, dass er die Krim und den Donbass mit Gewalt zurückerobern wird.
  2. März: Russland beginnt, nahe der ukrainischen Grenze Truppen für eine Militärübung zusammenzuziehen.
  3. April: Biden ruft seine Kriegsschiffe aus dem Schwarzen Meer zurück und ruft Putin an, um ein Gipfeltreffen in Genf vorzuschlagen.
  4. Juni: Gipfeltreffen zwischen Biden und Putin in Genf, ohne Ergebnis. Die militärischen Manöver werden auf beiden Seiten intensiviert.
  5. Dezember 2021: Wladimir Putin und Chinas Präsident Xi Jinping bekräftigen, dass ihre Allianz über ein Bündnis hinausgeht. Am selben Tag schlägt Russland den USA zwei Friedensverträge vor und verlangt eine schriftliche Antwort (um nicht in die Falle der mündlichen Zusagen zu tappen, die Gorbatschow 1990 gegeben wurden). Ukrainische Drohnen werden auf die Zivilbevölkerung im Donbass und in der Nähe der Krim abgefeuert. Die Russen häufen Truppen in der Nähe der Grenze zum Donbass an.

Das Gleichgewicht des Schreckens wäre im Falle einer Militarisierung der Ukraine verzerrt gewesen.

Januar 2022: Diplomatisches Ballett, unter anderem mit dem Treffen zwischen Russlands Aussenminister Sergei Lawrow und dessen amerikanischen Kollegen Anthony Blinken in Genf.

  1. Februar: Putin und Xi Jinping bekräftigen, dass ihre Freundschaft keine Grenzen kennt und dass es keine verbotenen Kooperationszonen zwischen China und Russland gibt.

7.–12. Februar: Die französischen und deutschen Vermittlungen scheitern, da weder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz die Ukrainer davon überzeugen wollen/können, das Minsker Abkommen als letzte Chance für den Frieden umzusetzen.

11.–12. Februar: Selenskyj kündigt auf der Münchner Sicherheitskonferenz an, dass er Atomwaffen erwerben möchte, womit er de facto die Bukarester Vereinbarungen von 1994 über die Nichtnuklearisierung der Ukraine bricht.

12.–20. Februar: Die ukrainische Armee beginnt, den Donbass zu beschießen, was Hunderte von Todesopfern und einen Massenexodus von Flüchtlingen zur Folge hat – was auf einen großangelegten Militärschlag hindeutet.

  1. Februar: Moskau erkennt die beiden Donbass-Republiken an.
  2. Februar: Die Russen beginnen ihre Militäroperationen in der Ukraine, um das Land zu «entnazifizieren, zu entmilitarisieren und zu neutralisieren».

Fortsetzung folgt.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert