Ohne Ergebnis, denn in den folgenden Jahren beschleunigte die Nato ihre Expansion und gebärdete sich in- und außerhalb Europas aggressiv, obwohl sie sich als Defensivbündnis versteht. 1999 bombardierte sie Serbien, obwohl der Angriff gegen das Völkerrecht verstieß und Russland dagegen protestierte. 2001 folgte die Invasion Afghanistans und 2003 der Irakkrieg, ausgelöst durch die Lügen von Colin Powell, der vor den Vereinten Nationen mit seinem Fläschchen herumfuchtelte.
2004 folgte die zweite Welle der Nato-Osterweiterung, die mit den Farbenrevolutionen zusammenfiel, mit denen Russland von seinen unmittelbaren Nachbarn isoliert werden sollte (Georgien 2003, Ukraine 2004, Kirgistan 2005). Im Jahr 2011 wurde Libyen angegriffen, während Gaddafi unter Missachtung einer Uno-Resolution ermordet wurde. Im selben Jahr begann der Syrienkrieg, der bis heute andauert. Es folgte ab 2015 der Jemenkrieg, der unter saudischer Flagge geführt wird und von den Vereinten Nationen als die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit bezeichnet wird.
Rote Linie und Krim-Annektion
Doch drei Ereignisse sollten die Russen besonders schockieren und zum heutigen Krieg führen. Das erste datiert aus den Jahren 2006 bis 2008. Nach einer ersten Öffnung im Jahr 2006 versprach die Nato im April 2008 in Bukarest der Ukraine und Georgien – und zwar gegen die Warnungen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy –, dass sie eines Tages der Nato beitreten würden. Dies nur wenige Monate nach Putins berühmter Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz im November 2007, in der er ausdrücklich davor gewarnt hatte, dass Russland einen solchen Beitritt als existenzielle Bedrohung ansehen und er eine rote Linie darstellen würde. Das Ergebnis: Im August 2008, als Wladimir Putin zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking eingeladen ist, greift Georgien mit Billigung der USA in Südossetien an. Russland besiegt Georgien zwar, doch Putin ist nun auf der Hut.
Russland wird dreißig Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs erneut als Hauptfeind der USA beschrieben.
Das zweite Ereignis findet am 22. Februar 2014 statt, als der Maidan-Aufstand mit Hilfe von Neonazi-Milizen in einen Putsch umgewandelt wird. Die legitime prorussische Regierung wird mit Unterstützung der stellvertretenden US-Aussenministerin Victoria «Fuck the EU» Nuland gestürzt, die den proamerikanischen Premierminister Arsenij Jazenjuk an die Macht bringt. Der verdrängte Präsident Wiktor Janukowitsch war jedoch in von der EU bestätigten Wahlen demokratisch gewählt worden und hatte zwei Tage vor seiner Vertreibung sogar ein Abkommen mit Ministern Frankreichs, Deutschlands und Polens über die Abhaltung vorgezogener Wahlen unterzeichnet. Der Rest ist bekannt: Die russische Sprache wurde bereits am Tag nach dem Putsch verboten, und Ukrainisch wurde zur Pflichtsprache in Behörden, Geschäften, Schulen et cetera.
Für Russland ist das Maß nun voll: Es annektiert sanft die Krim und unterstützt den Aufstand im Donbass, während auf der Seite Kiews die extreme Rechte die ukrainische Verwaltung infiltriert und die Schlüsselministerien für Verteidigung, Inneres und Bildung an sich reißt. Die Aufstände in Odessa, Charkiw und Mariupol wurden von den Asow-Bataillonen blutig niedergeschlagen, und die Kämpfe konzentrierten sich auf den Donbass, wobei laut Berichten der OSZE und der Uno 14 000 hauptsächlich russischsprachige Menschen getötet wurden.
Fortsetzung folgt.