Freitag, 28. November 2008
Rufe Herrn Ritter von der Wohnungsbaugesellschaft an und teile ihm mit, dass ich die Tür aufschließen lassen werde. Er macht nicht die geringsten Anstalten, mich von meinem Vorhaben abzuhalten. 10.15 Uhr. Zwei Männer von der Schlüsseldienstfirma kommen. An der Wohnungstür ist noch der Name der Vorgängermieterin, (Frau) Renault, angegeben. Der schmale Papierstreifen, den die Wohnungsgesellschaft an dem unteren Teil der Tür angebracht hat, ist unverletzt. Das heißt, Frau Kanis war seit mindestens 14 Tagen nicht mehr in ihrer Wohnung. Die Männer machen sich an die Arbeit, probieren ein paar Schlüssel aus, was nicht funktioniert und setzen ihre Arbeit mit Werkzeugen fort. Ich denke, sie entfernen den Schlüsselzylinder. Doch ich irre mich, sie bohren einfach das Schloss auf und setzen ein neues Schloss ein, ohne mich zu fragen, ob mir das recht sei. Da sie, ebenfalls ohne mich zu fragen, ein teures Sicherheitsschloss einbauen, wird die Sache sehr teuer. Aber ich kann mich mit diesem neuen Problem nicht befassen und schlucke meine Wut hinunter.
Da Frau Kanis beteuert hatte, sie würde zum verabredeten Termin die Wohnung von allen ihren Sachen geräumt übergeben, gestattete ich mir, ihren Stundenplan, der da gegen jede Verabredung hing, zu fotografieren.
Was hatte Frau Kanis meiner Tochter schriftlich mitgeteilt? Sie hätte die Wohnung völlig geräumt und werde sie in einem tipptoppen Zustand übergeben, so wie sie diese übernommen habe. Aber was finde ich vor? Über den Boden sind Kleidungsstücke, Papiere und noch andere Sachen verteilt, als ob man sie von irgendwo herabgeworfen hätte. Es ist das reinste Chaos. Eine Wand ist völlig mit Ornamenten bemalt… und das Klavier der Marke Ibach fehlt. Mit den Männern vom Schlüsseldienst verlasse ich die Wohnung und mache mich wieder auf den Weg zum Polizeirevier. Dort nimmt ein Beamter die Anzeige auf, informiert mich ausführlich über das Vorgehen. Bevor ich mich verabschiede, bittet er mich, noch eine Weile zu warten, er wolle nachschauen, ob die Beschuldigte bereits anderweitig auffällig geworden sei. An seinem Kopfnicken vorm Computer merke ich: er ist fündig geworden. Es bestünden bereits andere Strafanzeigen, nach ihr werde an mehreren Orten gefahndet, nicht in Berlin, wo sie sich noch nie angemeldet hat. Wenn sie am Samstag zur Wohnungsübergabe erscheine, solle ich sofort die Polizei benachrichtigen.
Kort Meineke, ein Studienfreund von Nora, schaut sich gemeinsam mit mir die Wohnung an. Er ist bereit, gegebenenfalls als Zeuge auszusagen.
Fortsetzung folgt.