Faktenchecker

Von Kai Rebmann

Faktenchecker widerlegen Behauptungen, die niemand aufgestellt hat.

Wer kennt sie nicht? Portale wie den Faktenfuchs (BR), Faktenfinder (Tagesschau) oder auch das „Recherche-Netzwerk“ Correctiv. Allen gemeinsam ist, dass diese sogenannten „Faktenchecker“ kritischen Journalismus noch mehr fürchten als der Teufel das Weihwasser und dass sie in wesentlichen Teilen durch Steuergelder und/oder Zwangsgebühren finanziert werden. Mit anderen Worten: Nicht die Qualität ihrer Berichterstattung ist für deren Existenz von Bedeutung, sondern die politische Haltung. In diesem Artikel soll es speziell um Correctiv gehen, da sich die unter anderem auch für Facebook tätigen „Faktenchecker“ mit fragwürdigen Methoden zum wiederholten Male selbst entlarvt haben, diesmal im Zusammenhang mit der von der AfD und dem Analysten Tom Lausen präsentierten Auswertung von KBV-Daten.

Die „Faktenchecks“ von Correctiv zeichnen sich vor allem durch zwei Merkmale aus. Erstens ellenlange Texte, die nicht selten um ein Vielfaches länger sind als die Quelle, auf die Bezug genommen wird, und zweitens das Widerlegen von Behauptungen, die gar niemand aufgestellt hat. So geschehen beispielsweise im August diesen Jahres, als Correctiv einen auf dieser Seite erschienenen Artikel über alarmierende Daten der Techniker Krankenkasse entkräften wollte. Die Sache endete mit einem massiven Bauchklatscher für die selbsternannten Wahrheitsfinder. Mit der Eröffnung von unzähligen Nebenkriegsschauplätzen soll in den Artikeln der „Faktenchecker“ offenbar vom wesentlichen Kern abgelenkt werden. Je weniger sich eine missliebige Berichterstattung widerlegen lässt, umso tiefer wird in diese Trickkiste gegriffen.

Überschrift des Artikels gleich doppelt irreführend.

Das massive Framing gegen die AfD beginnt bei Correctiv-Autorin Alice Echtermann bereits in der Überschrift. „Warum die Analyse der KBV-Daten durch die AfD keinen Anstieg von Todesfällen in 2021 belegt“, heißt es dort. Erstes Problem: Die KBV-Daten wurden nicht durch die AfD ausgewertet, sondern von dem Experten Tom Lausen. Der Bundestagsabgeordnete Martin Sichert hatte diese Daten lediglich angefordert. Zweites Problem: Weder die AfD noch Lausen haben behauptet, es habe einen „Anstieg von Todesfällen 2021“ gegeben. Tatsächlich haben Sichert und Lausen die Auswertung von Daten, welche von der KBV selbst bereitgestellt worden waren, vorgestellt.

Daraus geht hervor, so die Interpretation des Datenexperten, die Indikatoren für plötzliche und unerwartete Todesfälle bei bestimmten Diagnosecodes in allen vier Quartalen des Jahres 2021 liegen sowie im ersten Quartal 2022 deutlich über den entsprechenden Vergleichszahlen aus den Vorjahren. In einem Leserbrief wird vollkommen zutreffend festgestellt: „Ob und wieweit das eine Auswirkung auf das Gesamtsterbegeschehen hatte, konnte nicht aufgeklärt werden und war auch nicht möglich. Herr Lausen hat darauf ausdrücklich hingewiesen.“

Weiter weist Correctiv darauf hin, die „Analyse der AfD“ sei vor allem im „Querdenken-Umfeld“ verbreitet worden. So habe etwa der Anwalt Markus Haintz von „zehntausenden zusätzlichen Toten im direkten zeitlichen Zusammenhang mit der Impfkampagne“ gesprochen. Falls die von der KBV gelieferten Daten sowie deren Auswertung durch Tom Lausen stimmen, so wäre das ein durchaus zulässiger Schluss. Und die Richtigkeit der Daten an sich wurde von der KBV in einer ersten Reaktion bestätigt, auch wenn in der betreffenden Pressemitteilung auf eine „pandemiebedingte Übersterblichkeit“ im Jahr 2021 die Rede war. Von alledem erfahren die Correctiv-Leser aber nichts.

Umso ausführlicher geht „Faktencheckerin“ Echtermann dafür auf die Stellungnahme des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) ein, in der es unter anderem heißt: „Die Aufregung um möglicherweise gestiegene Todesfälle entbehrt jeder Grundlage.“ Darüber hinaus macht das Zi angebliche „Kohortenfehler“ und „Kodierfehler“ in den Vorjahren für die unübersehbare Diskrepanz zu den Jahren 2021 und 2022 (1. Quartal) verantwortlich. Warum es in den Jahren vor 2021 so viele mutmaßliche Kodierfehler gegeben habe, wollte Echtermann vom Zi wissen. Aber: „Eine direkte Antwort auf die Frage schickte uns Pressesprecher Daniel Wosnitzka nicht.“

Also müssen Correctiv und wir uns wohl oder übel mit der indirekten Antwort begnügen, welche wie folgt lautet: „Kodiert werden Abrechnungsanlässe. Diese sind nicht identisch mit tatsächlichen Todesursachen. Die ausgewählten Kodes sind auch keine Todesursachen, die auf Totenscheinen dokumentiert werden.“ Viel weiter kann man wohl nicht vom eigentlichen Thema abkommen. Es ging nie um die Frage, ob irgendwelche Codes auf Totenscheinen dokumentiert werden. Und weshalb ein an die KBV übermittelter Code wie zum Beispiel R96.0 (Plötzlich eingetretener Tod), keine Todesursache sein soll, erschließt sich auch nicht wirklich. Aber es wird noch besser. Es sei davon auszugehen, teilt der Pressesprecher weiter mit, „dass diese Kodierungen in den Jahren vor 2021 nicht tatsächliche Todesfälle dokumentieren.“ Sondern?

Fragen über Fragen, die von der Correctiv-Autorin aber nicht gestellt werden. Dafür wollte Echtermann dann von der KBV wissen, ob die an die AfD gelieferten Daten „unvollständig oder fehlerhaft“ waren, wie nach Bekanntwerden der Auswertung verschiedentlich behauptet wurde. Laut Correctiv blieb eine entsprechende Presseanfrage hierzu unbeantwortet.

Dessen ungeachtet steht für die „Faktenchecker“ fest: „Die Analyse der KBV-Daten kann keinen „drastischen Anstieg“ von plötzlichen, ungeklärten Todesfällen im Jahr 2021 belegen, weil in diesen Daten gar nicht primär Todesursachen erfasst werden.“ Na ja, das kommt erstens darauf an, nach welchen Diagnoseschlüsseln man sucht, und zweitens auf die Unterscheidung zwischen „Todesfall“ und „Todesursache“. Die Besonderheit der Codes R96 – R99 besteht ja gerade darin, dass eine explizite Todesursache nicht festgestellt werden konnte. Fest steht bei Verwendung dieser Codes nur, dass der Betroffene offensichtlich verstorben ist – oder wie Robert Habeck sagen würde: Er hat einfach aufgehört zu atmen.

Faktencheck als Einbahnstraße

Wie „unabhängig“ Correctiv tatsächlich arbeitet, wird aber noch an vielen weiteren Beispielen deutlich. So wurde der Artikel am noch um eine tagesaktuelle Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes ergänzt. Destatis hat – Zufälle gibt es – just gestern die Todesursachenstatistik für das Jahr 2021 veröffentlicht. Demnach hätten sich hinsichtlich der „ungenau bezeichneten und unbekannten Todesursachen“ sowie des „Plötzlichen Herztodes“ keine Auffälligkeiten ergeben. Dieser Hinweis ist sehr bemerkenswert, denn Correctiv erklärt ausdrücklich: „Die Aufschlüsselung nach einzelnen Codes ist nicht möglich, aber man kann die Daten für die Gruppe der Codes I30 bis I56 vergleichen.“ Diese Gruppe umfasst Dutzende von ICD-10-Codes, von denen auf der Pressekonferenz von Martin Sichert und Tom Lausen genau zwei (I46.1 und I46.9) überhaupt eine Rolle gespielt haben.

Würden die „Faktenchecker“ wirklich unabhängig arbeiten und sozusagen immer in beide Richtungen ermitteln, so hätte der Correctiv-Autorin in diesem Zusammenhang noch etwas auffallen müssen. Destatis behauptet sofort im ersten Satz, im Jahr 2021 „COVID-19 sei bei 71 331 Verstorbenen als Grundleiden diagnostiziert“ worden. Im Jahr 2020 sollen vier Prozent aller Todesfälle in Deutschland „direkt auf COVID-19“ zurückzuführen gewesen sein. Dabei weiß in der „Datenwüste Deutschland“ bis heute niemand, wer an und mit Corona gestorben ist. Liebes Correctiv-Team, bitte übernehmen Sie! Ach so, nein, geht nicht – denn das Narrativ stimmt.

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