EU für Kernkraft

Die EU begrüsst neuerdings die Kernkraft. Den deutschen Grünen kommt der Gründungs-Mythos abhanden.

Von Matthias Matussek

Dieser Vorstoss aus Brüssel hat das grüne Lager heftig erschüttert: Die EU erkannte, sicher unter französischem Einfluss, dass die emissionsfreie Kernenergie doch die klimafreundlichste Art der Stromgewinnung ist. Aus dem Slogan «Atomkraft? Nein danke!» soll nun europaweit «Atomkraft, ja bitte!» werden, womit sich der grüne Gründungsmythos pulverisiert hätte.

Es war ja die Angst vor dem Atomtod, die dieses grüne Kernthema jahrzehntelang bewirtschaftet hatte. Nun allerdings hat sich die Angst vor dem Klimatod als Träger der grünen Agenda nach vorne geschoben, und wir sehen plötzlich zwei Ängste, die um Geltung kämpfen und den grünen Gemütshaushalt tüchtig durcheinanderwirbeln.

Die Parteigranden toben gegen Kommissionspräsidentin von der Leyen mit dem Vorwurf, sie «zerstöre die Glaubwürdigkeit des Öko-Siegels», was immer das bedeuten mag. Und die Grüne Jugend will Europa nun gar nicht mehr. Ihr Häuptling Timon Dzienus nennt die Behauptung, dass die Atomenergie emissionsfrei und sicher sei, eine «dreckige Lüge». Und das alles nur wenige Wochen, nachdem sich die frischgebackene Aussenministerin Annalena Baerbock (blaues Plissee-Kleid, dezent geschminkt) als «truly European» in Brüssel vorgestellt hat.

Nun hat von der Leyen ausnahmsweise recht. Mittlerweile ist eine neue Generation von Kernkraftwerken am Start, die keinen radioaktiven Müll mehr hinterlassen. Die Deutschen, einst das Land der Ingenieure, haben sich auf politischen Druck aus der Kernkrafttechnologie verabschiedet, sie werden in Zukunft teuer für französischen Atomstrom bezahlen, und der Konsument ballt die Faust in der Tasche.

Die Grünen indes werden sich programmatisch neu erfinden müssen.

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