Entwestlichung?
Ja, Entwestlichung! Nichts weniger als das. Empfohlen als Therapie gegen jahrzehntelange Vergiftung durch Verwestlichung.
Wer traut sich das zu sagen? Im Rahmen einer Vortragsreihe des Colloquium politicum der Kant-Stiftung an der Universität Freiburg: Hans-Christof Graf Sponeck ist es, der Sohn des von den Nazis ermordeten Generalleutnants Hans von Sponeck.
H.-C. Graf Sponeck war hoher Diplomat in Diensten der UNO, bis er im Jahr 2000 aus Protest gegen die Sanktionspolitik des UN-Sicherheitsrats im Irakkrieg seinen Rücktritt einreichte. Seither ist er unentwegt im Dienst des Friedens unterwegs, nicht zuletzt als Lehrbeauftragter am Zentrum für Konfliktforschung der Uni Marburg.
Zeichnung: Rolf Hannes
Wir alle wissen: Niemand in der universitären Landschaft würde das Wort Entwestlichung auch nur laut denken, ohne Gefahr zu laufen, unmittelbar geschaßt zu werden. Seit langem beobachte ich: Nur wer frei ist vor der Repression des Staats, wagt Tacheles zu reden.
Entwestlichung, so verstehe ich Sponeck, ist eine notwendige Voraussetzung, den Osten überhaupt wahrzunehmen, wahrzunehmen als eine Möglichkeit der Begegnung, der gegenseitigen Annäherung ohne Vorurteile. Es geht ihm nicht um Westliches und Östliches, es geht ihm nicht um Rivalitäten, die oftmals im Ansatz vergiftet sind, weil sie die Welt halbieren um das bessere Geschäft zu machen.
Ich verstehe: Wir haben nur eine Welt, sie kennt nicht die Einteilung in Ost und West. Unser Globus fängt nirgendwo an und hört nirgendwo auf, nur in unsern Hirnen gibt es die Schranken in Ost und West, in West und Ost.
Siehe auch den Artikel: http://www.futura99phoenix.de/gewollte-kriege/