Eine gewagte Meditation 2. Folge

Alles führte zu einer schrecklichen, exoterischen Konzentration: zwei Weltkriege, die man als einen einziges großes Gemetzel sehen kann. Denn es waren keine Kriege. Es war ein reines Gemetzel. Materialschlachten. Vorherrschend war nicht mehr der Mensch, sondern die Maschine. Und die Maschine siegte über den Menschen.

Am Ende des absoluten Ichs steht die westliche, kapitalistische Demokratie. Die Maschine! Immer mehr wird die Politik dieser westlichen Demokratien von Komplexität und Undurchschaubarkeit der politischen Geschäfte geprägt.

Die Postmoderne signalisierte den nächsten Zusammenbruch der Form (anything goes). Die Demokratie wird dagegen als einzigartige Politikform propagiert*. Als die absolute Form des Regierens. Und dies hört sich sehr nach einer reinen Scheindemokratie an. Vor dem Zusammenbruch des sowjetischen Regimes war die westliche Demokratie als politisches Konzept nicht konkurrenzlos. Es gab eine Alternative zur Demokratie. Nun gibt es die Religion (Islam und vielleicht die katholische Kirche), welche die Demokratie zur Möglichkeit macht.


Radierung: Rolf Hannes

Bleibt die Demokratie nicht umstritten, kippt sie in die Diktatur, also in die Heiligkeit der Esoterik. Sie wird unmöglich. Geistlos und zur Maschine. Ein System, das funktioniert um des Funktionierens willen. Das formlos gewordene absolute Ich erstarrt.** Dann steht ein Erwählter an der Spitze. Und keine Gewählten mehr. Oder sind die Gewählten nicht schon erwählt? Um die Demokratie zu retten, muss man sie also bekämpfen. In diesem Fall ist d manchmal sogar Tyrannenmord gerechtfertigt. Als Folge des Tyrannenmords aber entsteht oft Anarchie, und damit der politische Schwachsinn.

Um das eigene Ich zu retten, muss man es bekämpfen. Der Geist ist der Widersacher der Seele (Ludwig Klages). Stets also muss man zwischen Solvat und Solvens einen Kampf ausfechten. Stets den Gegenstand immer wieder in seinen Gesamtzusammenhang bringen und ihn wieder daraus lösen.


*Als alternativlos bezeichnet die deutsche Kanzlerin ihre Politik. Das heißt, es gibt nur eine Meinung, ihre Meinung. Am anderen Ende der Skala liegt das: Alles ist möglich. Dies würde in die Formlosigkeit, die Irreduzibilität, die Nicht-Begründbarkeit führen. Wer beides nicht will, ist für die Offenheit des Einiges ist möglich, Vieles ist möglich. Wählen wir das Klügste, das Gerechteste daraus.

** Die Ethnologie spricht hier von einer kalten Kultur.

Fortsetzung folgt.

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Eine Antwort zu Eine gewagte Meditation 2. Folge

  1. Der Begriff “Maschine” ist hier als rhetorischer Griff zu verstehen. Es geht vielmehr um das, was Adorno “den verwalteten Menschen” nannte.
    Das Problem ist, dass die Zentralisierung von Macht und Gewalt in mehreren formbestimmenden Punkten abläuft. Einmal in der politischen und bürokratischen Sanktionsmacht des Staates und andererseits in der das Leben und die Lebensbedingungen bestimmenden Sachzwängen der Ökonomie. Dabei wird uns der Verlust unserer Autarkie als “Freiheit” verkauft und die Entseeltheit einer Warenwelt als “Sicherheit”.
    Das Grundproblem ist dann, dass wir Menschen uns auf unsere Restemotionen zurückziehen und uns so in einem Kokoon verpuppen, einem Illusionsraum in dem wir Autarkie und Sicherheit nur noch als gefühlte Wahrheit erkennen. Damit werden wir alle zunehmend irrational.
    Der rationale Kern des menschlichen Intellekts wird so zum bloß verwalteten Kulturgut. Harmlos, wirkungslos und machtlos.

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