© R.H.
Es war einmal ein Hosenknopf, dem gefiel sein Los wenig, er träumte von einer Jacke. Da er ein Hosenknopf an einer Männerhose war, erträumte er sich eine Stellung an einer Frauenjacke, am liebsten wäre er ja zu einer Bluse gewechselt an der Brust einer schönen Frau. Und wie es so ging, eines Tags war die Hose so durchgeschlissen, sie kam in die Lumpensammlung. Das war im Frühjahr. Im Sommer landete die Lumpensammlung in Polen. Polen sind heikle Fatzken, wenn’s um Kleidung geht. Sie schmissen die Hose in den Abfall. Da war sie nun ziemlich unten gelandet, auf einer Müllhalde, und mit ihr der hoffärtige Knopf. Seinen Kollegen war ihr Schicksal einigermaßen gleichgültig, der verträumte Knopf aber betete: Lieber Hosenknopfgott, errette mich aus dieser mißlichen Lage. Und richtig, im Herbst, noch bevor es zu schneien anfing, durchwühlte ein Mädchen den Abfallhaufen, sah die Hose und nahm sie für alle Fälle mit. Zuhause angekommen, fiel ihr ein, daß neulich ein Knopf an der Bluse ihrer hübschen Puppe abgefallen war. Da nehm ich mir von der Hose einen Knopf, auch wenn er ein bißchen zu groß ist. Das Mädchen erwischte den verträumten hoffärtigen Knopf und nähte ihn an die Stelle, wo nur noch lose Fäden hingen. Die Puppe war ganz flach auf der Brust. Der Knopf tröstete sich: Es hätte schlimmer kommen können. ENDE