Ein Hauch DDR durchweht Deutschland: Bundesbauministerin Geywitz (SPD) findet, dass die Deutschen in zu großen Wohnungen wohnen.
Stefan Millius
Im Durchschnitt lebt jeder Deutsche auf 47,4 Quadratmetern. Zu viel, findet Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Ihre These: Jeder Fortschritt beim Klimaschutz werde wieder zerstört, weil der Platzbedarf pro Person immer mehr steige.
Wie viel Wohnfläche sie den Leuten noch zugestehen will, sagt die Ministerin nicht. Aber die Debatte darüber sei ihr «sehr, sehr wichtig». Diese Debatte hat sie bekommen: Das sei eine «Vorstufe zum Klimasozialismus», heißt es bei der CSU. In der CDU ist die Rede von «Träumen vom sozialistischen Plattenbau».
Man muss nicht einmal ideologisch argumentieren. Was Geywitz ausblendet: Die Größe einer Wohnung oder eines Hauses sagt nichts aus über die Klimaschädlichkeit.
Eine moderne Villa kann die bessere Energiebilanz aufweisen als eine Altbauwohnung, bei der man nach draußen heizt.
Etwas Entspannung würde auch der Blick auf die Zahlen bringen, die Geywitz kennen müsste: In den letzten zehn Jahren ist die Wohnfläche pro Person in Deutschland gerade einmal um 1,2 Quadratmeter gestiegen.
Vielleicht wollte die Wohnministerin auch einfach von ihren eigenen Problemen ablenken. Bis 2025, so das Ziel der Ampel-Regierung, sollen jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen. Das ist der Job von Klara Geywitz.
Eine Illusion, sagen Fachleute. Dieses Jahr werden es mit Glück gerade mal 250.000 Wohnungen.
Laut dem Statistischen Bundesamt lebten 2020 über sechs Millionen Menschen in Deutschland in überbelegten Wohnungen. Sie werden den Vorwurf, zu viel Platz zu brauchen, als puren Zynismus empfinden.
Ob Frau Ministerin selbst weniger als 47,4 Quadratmeter beansprucht, ist nicht bekannt. Aber sehr zu bezweifeln.