Domizil

Zeichnung: Rolf Hannes

Lichtfurchen dringen durch die Fensterläden. Auf der flimmernden Nachrichtenschwemme treiben die Wirklichkeiten als Wrackteile. Manchmal steht darüber eine angekratzte Sonne, manchmal verleuchten matte Sterne. Einen umgebundenen Putzlappen als Lendenschurz, streif ich durch die Zimmerschluchten, angle im Wasserloch der Kloschüssel nach Fischen und robbe lautlos über den abgeflämmten Teppich. Das Telefon mit seinem Hörergeweih eine an die Wand gepinnte Jagdtrophäe. Der Wäschekorb, als Käfig gestülpt über Wecker und Küchenuhr. Seit ungeraumer Zeit schon späht aus dem Gangspiegel ein Wildfremder, der mir auflauern will. Gekappte Erinnerungszufuhr. Gelegentlich noch Klingelgewitter und türpochender Donner. Später einmal wird man meine Höhlenzeichnungen entdecken an den Wänden der Besenkammer und Ausgrabungen machen unter dem Parkett. Mein Schlafplatz liegt in Baumhaushöhe auf dem Schrank. Mit jedem Tag vergeß ich vierundzwanzig weitre Wörter.

 

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