docke mit der singdrossel

das schwarze kleid schmeichelt ihrer blässe.
mit weißen bändern im haar steht sie mit beiden beinen fest auf der erde –
dank ihrer simplen gelüste.
mit geschlossenen augen reibt sie ihr becken an der tischkante, ihrem mund entweichen laute.
die armbänder klirren – eine geste ins nichts.
er schweigt und denkt an ihre hellen beine.
was hätte er auch sagen können, um sie seiner zuneigung zu versichern?
jedes wort hätte nur mutmaßungen in umlauf gesetzt.
schließlich meldet er sich doch:
wenn du mit einem mann eine orange teilst, entsteht daraus das recht auf täuschung.

SAID - Docke mit der Singdrossel

Rolf Hannes: Fata morgana, Lithografie

sie wirft sich hin und her, als könnte sie das brennen zwischen ihren schenkeln loswerden.
ich wühle mich hindurch, ich gelange zu dingen, die mein sind, flüstert sie.
vergnügt hört er sich an, was sie noch erzählt:
jeden tag trage ich meine singdrossel zu den bambusstauden und gebe ihr frisches fleisch. dann singt sie, und andere vögel lassen sich auf dem netz nieder. ich sitze so still dabei, daß sie mich für einen stein halten.
rasch ist sie wieder der vogel geworden, den er auf den feldern gefangen hat, denkt er. der vogel wird versuchen, nicht zu früh zu sterben.
wir gehen nicht mehr barfuß. und hier, wo es fließendes wasser gibt, haben wir die treue verlernt, sie atmtet tief durch und ruft: was vom himmel fällt, darf ich behalten.
er riecht schon ihr geschlecht.

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